Erretter des Tages: Hubert Aiwanger

Bayern droht der Untergang! Und Deutschland sowieso! Die heilige Ordnung unter dem weiß-blauen Himmel ist bis in die Grundfesten erschüttert. Der FC Bayern steht nur noch auf Platz 6 der Bundesligatabelle! Wie konnte Gott das nur zulassen? Und dann auch noch Dortmund an der Spitze! Und Sachsen auf Platz zwei! Soweit haben uns die Preißn gebracht!

Zum Glück übernimmt jetzt Super-Hubert. Hubert Aiwanger ist Bayern- und Bundeschef der »Freien Wähler« und wird in München wohl bald mit Markus Söder am Kabinettstisch sitzen.

Nachdem die CSU am Donnerstag beschlossen hat, mit Aiwangers Mannen Koalitionsverhandlungen aufzunehmen, fühlt sich der Niederbayer als Retter des Abendlandes. Seine Partei habe verhindert, dass »komische Parteien« so stark werden konnten, dass »in Bayern nur noch mit den Grünen« hätte regiert werden können, erklärte er in einem Statement, das ganz traditionell und heimatverbunden per Video über Facebook verbreitet wurde. Nun werde es, Gott sei Dank, eine bürgerliche Koalition geben. Der Freistaat sei schließlich »das einzige Bundesland, das überhaupt noch bürgerlich regiert« werde.

Moment … Haben wir in unserer linksversifften Ecke etwa irgendwas versäumt? Steht die Bundesrepublik am Rande des Sturzes in Anarchie und Chaos?

Basst scho. Für die »Freien Wähler« besteht halt die in Nordrhein-Westfalen regierende Koalition aus CDU und FDP aus nicht viel mehr als halbkriminellen Unterweltlern ohne Schulabschluss. In Baden-Württemberg ist der grüne Umstürzler Winfried Kretschmann mit Unterstützung der Union mit Volldampf dabei, die Überführung von Daimler in Volkseigentum voranzutreiben. Und noch schlimmer tobt die Umwälzung in Berlin, wo SPD, Linke und Grüne zusammen längst die proletarische Weltrevolution in Gang gesetzt haben. Hubert, rette uns!

Erschienen am 19. Oktober 2018 in der Tageszeitung junge Welt