Undankbares Pack des Tages: Kubas »Dissidenten«

Wenn die spanische Regierung geahnt hätte, was für Herrschaften sie sich da ins Land holt, hätte sie sich das wohl noch mal überlegt. Die mittlerweile rund 20 kubanischen »Dissidenten«, die auf Vermittlung Madrids und der katholischen Kirche von der Regierung in Havanna freigelassen wurden, zeigen bei ihrer Ankunft in Spanien jedenfalls keine Spur von Dankbarkeit. Schon die erste Gruppe beschwerte sich vor gut zwei Wochen gleich darüber, daß das Hotel, das ihr die Regierung in einem Vorort von Madrid besorgt hatte, nicht nobel genug war. So sei es unerträglich, daß die Zimmer kein eigenes Bad hätten. Auch daß Madrid von ihnen verlangte, einen Antrag auf Einbürgerung zu stellen, stieß auf Empörung. Man sei ja aus politischen Gründen gezwungen worden, die Heimat zu verlassen. Dementsprechend wurden die nächsten Ankömmlinge dann eben in Flüchtlingsheimen untergebracht, wie dies auch mit anderen Einwanderern geschieht, die in Spanien politisches Asyl beantragen wollen.

Ausgerechnet der frühere spanische Regierungschef José Maria Aznar, der Spanien nicht nur in den Irak-Krieg geführt hatte, sondern auch die Verantwortung für mehrere Verschärfungen der Einwanderungsgesetze trägt, zeigte sich nun als großer Freund und Förderer dieser armen verfolgten Flüchtlinge und empfing sie am Mittwoch in den Räumen der seiner »Volkspartei« (PP) nahestehenden FAES-Stiftung. Bei dieser Gelegenheit beschwerten sich seine Gäste, die spanische Regierung habe durch ihre Vermittlung dazu beigetragen, die Weste der kubanischen Regierung reinzuwaschen. Vielleicht sollte Madrids Außenminister Miguel Ángel Moratinos mal in Havanna anfragen, ob Kuba die Herrschaften – bitte, bitte – zurücknehmen würde.

Erschienen am 29. Juli 2010 in der Tageszeitung junge Welt