Gespräch mit Harald Munding: »Partei ist Riesengefahr für Demokratie«

Harald Munding ist Sprecher der Kreisvereinigung Augsburg der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA)

Am Samstag finden in Augsburg zahlreiche Proteste gegen den Bundesparteitag der AfD statt. Eine der angekündigten Demonstrationen wird von einem Jugendbündnis veranstaltet, dem unter anderem die DGB-Jugend, Jusos, SDAJ und Verdi-Jugend angehören – aber auch die Augsburger Friedensinitiative und die VVN-BdA. Warum gerade diese Konstellation? Eine Jugendorganisation sind Sie ja eher nicht.

Auch wenn sich die VVN traditionell aus älteren Mitgliedern zusammensetzt, sind wir doch in uns jugendlich geblieben und können die Inhalte, die das Jugendbündnis auf die Straße bringen will, voll unterstützen. Wir bringen unsere Erfahrungen aus einer jahrzehntelangen antifaschistischen Arbeit in dieses Bündnis ein, weil die Jugendlichen, die dort aktiv sind, sie teilweise noch nicht haben. Sie sind dankbar, dass wir dabei sind.

Was erhoffen Sie sich von der Demonstration am Samstag?

Wir hoffen, dass wir ein deutliches Zeichen setzen können, dass diese Politik der AfD in der Bundesrepublik nichts zu suchen hat. Das Gefährliche an der AfD ist primär der massive Rassismus, der in dieser Partei mit ihrer Ausländerfeindlichkeit quasi etabliert ist. In der Wirtschaftspolitik wollen sie den Sozialstaat abbauen. Wir denken, dass dies eine Riesengefahr ist für die soziale Struktur und die Demokratie in der Bundesrepublik.

Aber warum demonstrieren Sie dann nicht gegen die CSU? Diese vertritt ja inhaltlich in weiten Bereichen ganz ähnliche Forderungen.

Wir demonstrieren auch gegen die CSU in Bayern, aber auf anderen Plätzen.

Die verschiedenen Demonstrationszüge sollen am Samstag alle zum Rathausplatz führen. Dort soll dann eine Kundgebung gegen die AfD stattfinden, zu der allerdings auch Politiker der CSU eingeladen wurden. Ist das dann noch glaubwürdig?

Uns ist nicht bekannt, dass dort CSU-Politiker sprechen sollen. Uns ist nur bekannt, dass der Oberbürgermeister bei dieser Veranstaltung auftritt, aber nicht als Mitglied der CSU oder als Politiker, sondern als Person, als Mensch, in seiner Funktion als Oberbürgermeister. Ich denke, dass das ein Zeichen des Oberbürgermeisters ist, dass er sich gegen eine Politik stellt, die nicht nur von der AfD vertreten wird. Das darf er. Trotzdem muss er sich auch darauf einstellen, dass wir an anderen Orten gegen ihn und gegen die Politik der CSU auf die Straße gehen.

Aber nicht am Samstag auf dem Rathausplatz?

Nicht am Samstag auf dem Rathausplatz.

Welche weiteren Aktivitäten sind geplant? Der AfD-Parteitag ist am Sonntag vorbei, aber der Landtagswahlkampf in Bayern steht bevor. Was hat die VVN vor?

Hier im örtlichen Bereich beobachten wir die AfD, ihr Auftreten und ihre Äußerungen. Direkt gegen die AfD können wir selbst auch aufgrund unserer Größe nichts ausrichten, aber wir arbeiten in Bündnissen zusammen, die bei Bedarf auf die Straße gehen und die Positionen der AfD kritisieren.

Werden diese Bündnisse dann auch gegen einen zu befürchtenden rassistischen Wahlkampf der CSU auftreten?

Davon gehe ich aus.

Erschienen am 30. Juni 2018 in der Tageszeitung junge Welt