Ausgeladener des Tages: Otto Gebauer

Am heutigen Donnerstag jährt sich der Putschversuch (Foto) gegen Venezuelas damaligen Präsidenten Hugo Chávez. Am 11. April 2002 hatten reaktionäre Militärs den gewählten Staatschef für abgesetzt erklärt, Chávez wurde auf die Insel La Orchila verschleppt. Einer derjenigen, die an diesem Kommando beteiligt waren, hieß Otto Gebauer. Der damalige Hauptmann brüstete sich seiner Taten später in einem Buch unter dem Titel »Ich habe ihn weinen gesehen«.

So ein echter Musterdemokrat muss natürlich belohnt werden. Juan Guaidó, der sich seit Ende Januar für den »Übergangspräsidenten« Venezuelas hält, hat Gebauer zu seinem »Botschafter« in Deutschland ernannt. Und obwohl ihn die Bundesregierung nicht anerkannt hat, tourt dieser feine Herr nun durch die Bundesrepublik, oft begleitet von dem ehemaligen Botschafter Erik Becker Becker.

Für Freitag werben die venezolanischen Putschfreunde für eine Veranstaltung in Leipzig. Die soll laut Facebook im freikirchlichen »Adventhaus Leipzig« stattfinden. Da aber weiß man von nichts, wie Pastor Norbert Gelke auf jW-Anfrage sagte. Uups…

Schon heute, pünktlich zum Jahrestag, sollten Gebauer und Becker Becker in der Berliner Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung auftreten. Doch die Show fällt aus. Aufgrund »höherer Gewalt« müsse man die Veranstaltung leider verschieben, teilten die Organisatoren auf Facebook mit. Ob das etwas damit zu tun hat, dass die Einladung des Putschisten Gebauer in die Konrad-Adenauer-Stiftung am Montag aufgrund einer Frage des RT-Journalisten Florian Warweg Thema bei der Bundespressekonferenz war? Vielleicht hat man doch noch die Notbremse gezogen. Denn einen Putschisten am Jahrestag des Putsches in einer aus Steuergeldern finanzierten Akademie abzufeiern – das wäre vielleicht doch zu plump.

Erschienen am 11. April 2019 in der Tageszeitung junge Welt