Putschisten geschockt

Fast drei Monate nach dem Putsch ist der rechtmäßige Präsident von Honduras, Manuel Zelaya, am Montag völlig überraschend in die Hauptstadt Tegucigalpa zurückgekehrt. Der am 28. Juni gestürzte Staatschef fand zunächst Zuflucht in der brasilianischen Botschaft, nachdem er offenbar von El Salvador aus über die grüne Grenze nach Honduras gereist war. Er habe eine fünfzehnstündige, anstrengende Reise hinter sich, bei der er aus Sicherheitsgründen mehrfach das Fahrzeug gewechselt habe, berichtete Zelaya nach seiner Ankunft in Tegucigalpa.

Das Putschistenregime wurde von der Ankunft Zelayas eiskalt erwischt. Nachdem der alternative Sender Radio Globo und andere Medien erste Meldungen über die Rückkehr Zelayas verbreitet hatten, sprach Roberto Micheletti, der von den Putschisten eingesetzte »Übergangspräsident«, noch von »Medienterrorismus« und kündigte an, den ohnehin von einer Schließung bedrohten Sender als »terroristische Vereinigung« verfolgen zu wollen. »Zelaya sitzt ganz bequem in einer Hotelsuite in Managua«, behauptete Micheletti, während der Generalstab zu einer Sondersitzung zusammenkam. Der militärische Führer der Putschisten, General Romeo Vásquez Velásquez, beklagte sich, die Grenzposten hätten keine Einreise von irgendjemandem gemeldet.

In Tegucigalpa versammelten sich unterdessen Tausende von Anhängern des gestürzten Präsidenten vor der örtlichen UNO-Vertretung, die zunächst als Aufenthaltsort Zelayas gehandelt worden war. Wenig später informierten dann jedoch Zelayas Ehefrau Xiomara Castro und die brasilianische Botschaft, daß sich der Präsident in der Vertretung des südamerikanischen Landes aufhalte. Tausende machten sich auf den Weg zu der einen Kilometer vom Sitz der UNO entfernten Vertretung, während die von den Putschisten kontrollierten TV-Sender weiter Telenovelas und Sportübertragungen zeigten. Als der Sender Canal 36 jedoch erste Bilder von Zelaya in den Räumen der Botschaft sendete und auch das State Department in Washington die Anwesenheit Zelayas bestätigte, mußte das Regime die Realität zähneknirschend anerkennen. Micheletti forderte die brasilianische Regierung auf, Zelaya an die von ihm kontrollierten Behörden auszuliefern.

Vor dem Botschaftsgebäude versammelten sich unterdessen mehr als 20.000 Menschen, um ihren Präsidenten zu sehen und die sofortige Wiederherstellung der demokratischen Verhältnisse in Honduras zu fordern. Während sich auch aus anderen Teilen des Landes Tausende auf den Weg in die Hauptstadt machten, verhängten die Putschisten zum ersten Mal seit mehreren Wochen wieder eine Ausgangssperre über die Stadt, die zunächst bis zum Dienstagmorgen um 7 Uhr Ortszeit dauern sollte, dann jedoch bis 18 Uhr (Mittwoch, 2 Uhr MESZ) verlängert wurde. In den gestrigen Morgenstunden begann die Polizei, gewaltsam gegen die vor der Vertretung ausharrenden Menschen vorzugehen (Foto). An den Zufahrtsstraßen errichteten Polizei und Militär Straßen­sperren, die Flughäfen des Landes wurden geschlossen. »Wir werden den inneren Frieden um jeden Preis bewahren«, drohte General Vásquez Velásquez, »selbst wenn das Leben kosten sollte.«

Sprecher des Widerstandes zeigten sich hingegen begeistert von der Rückkehr des rechtmäßigen Präsidenten. Der Koordinator der Nationalen Widerstandsfront, Juan Barahona, sagte dem lateinamerikanischen Fernsehsender TeleSur, nach der Rückkehr Zelayas könne sich das Regime »nur schwer noch länger als 24 Stunden halten«. Er warnte jedoch davor, daß das Militär ein Massaker an der Bevölkerung anrichten könne, um eine Rückkehr zur Demokratie zu verhindern.

Erschienen am 23. September 2009 in der Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek