Massaker in Barinas

Im venezolanischen Bundesstaat Barinas sind am Sonnabend fünf Männer und eine schwangere Frau von bislang unbekannten Tätern ermordet worden. Bei den Opfern habe es sich um Mitglieder der »Hugo-Chávez-Selbstverteidigungsbrigaden« gehandelt, teilte die linke Bauernbewegung CRBZ (Revolutionäre Strömung Bolívar und Zamora) in einer am Sonntag veröffentlichten Erklärung mit. Die sechs Aktivisten seien auf einer Landstraße im Ticoporo-Naturreservat überfallen worden, als sie gerade ein Motorrad repariert hätten. »Die Umstände der Tat erlauben die Einschätzung, dass der feige Angriff durch eine Gruppe mit militärischer Ausbildung verübt wurde, die vermutlich aus Elementen des kolumbianischen Paramilitarismus, ehemaligen venezolanischen Polizisten und gewöhnlichen Verbrechern besteht«, heißt es in dem Statement der CRBZ. Dafür spreche auch, dass die Angreifer von einer Frau befehligt worden seien, die mit kolumbianischem Akzent gesprochen habe. Der Terror der paramilitärischen Banden sei Teil der imperialistischen Intervention gegen Venezuela. Man fordere die schnelle Ergreifung der Täter und ihrer Hintermänner.

Eine unabhängige Bestätigung der Ereignisse gibt es bislang nicht: Von seiten der zuständigen Behörden lagen am Montag noch keine Stellungnahmen vor, auch in den staatlichen Medien Venezuelas herrschte Schweigen. Die Beziehungen zwischen den Institutionen und der Bauernbewegung sind angespannt, da die Aktivisten die Erfüllung von Zusagen der Regierung einfordern. Nicolás Maduro Guerra, Abgeordneter der Verfassunggebenden Versammlung und Sohn von Staatschef Nicolás Maduro Moros, hatte in diesem Zusammenhang von einer »Agrarmafia« gesprochen.

Unterdessen hat Venezuelas Außenminister Jorge Arreaza angekündigt, bei der UNO Beschwerde wegen der wiederholten Verletzung des Luftraums durch Flugzeuge aus den USA einzulegen. Die venezolanischen Streitkräfte hatten zuletzt am Sonnabend das Eindringen von US-Spionageflugzeugen in das eigene Hoheitsgebiet festgestellt. Eine Woche zuvor hatte sich die Lage zugespitzt, als Flugzeuge der venezolanischen Luftwaffe einen solchen Eindringling abfingen. Trotzdem kündigte der Befehlshaber des Südkommandos der US-Streitkräfte, Admiral Craig Faller, am Sonntag gegenüber der Nachrichtenagentur AP an, man werde die »Überwachungsflüge um Venezuela, Südamerika und die Welt« fortsetzen.

Erschienen am 30. Juli 2019 in der Tageszeitung junge Welt