Zulia und Miranda im Blickpunkt

In Venezuela werden die Anhänger von Präsident Hugo Chávez bei den Regionalwahlen am 16. Dezember die meisten Bundesstaaten erobern. Das erklärte der Direktor des Meinungsforschungsinstituts Datanálisis, Luis Vicente León. Die Opposition werde wohl auch nicht alle der sieben Bundesstaaten halten können, in denen sie bislang regiert, habe jedoch umgekehrt Chancen, die eine oder andere Region neu hinzuzugewinnen. Für die Regierungsgegner komme es allerdings nicht in erster Linie darauf an, in wievielen Bundesstaaten sie gewinnen könne. Damit rechne ohnehin niemand. Entscheidender seien der Wahlausgang in einzelnen, besonders bedeutenden Regionen. Als Beispiel nannte er Zulia im Westen des Landes, in dem die wichtigsten Erdölförderanlagen stehen, und vor allem das an die Hauptstadt Caracas grenzende Miranda. Hier stehen sich der amtierende Gouverneur Henrique Capriles Radonski, der bei der Präsidentschaftswahl im Oktober erfolglos gegen Hugo Chávez angetreten war, und der frühere venezolanische Vizepräsident Elías Jaua gegenüber. Das Institut IVAD sieht dort diesmal Capriles vorne.

Zulia wurde seit dem Amtsantritt von Hugo Chávez als Präsident Venezuelas immer von in Opposition zu diesem stehenden Politikern regiert. Seit 2008 amtiert hier Pablo Pérez von der Partei Un Nuevo Tiempo (Eine Neue Zeit, UNT). Unterstützt von allen anderen relevanten Oppositionsparteien bewirbt er sich um eine Wiederwahl. Würde sich hier jedoch Francisco Arias Cárdenas durchsetzen, wäre das ein weit über Zulia wirkender symbolioscher Erfolg für die Chavistas. Arias hatte Zulia bereits von 1995 bis 2000 regiert, war damals jedoch ein Gegner Chávez’ und bei der Präsidentschaftswahl 2000 sogar gegen diesen angetreten. 2005 versöhnte er sich jedoch mit dem Staatschef und schloß sich sogar dessen Partei an.

Die Beteiligung werde bei den Regionalwahlen vermutlich rund 20 Prozentpunkte unter der vom 7. Oktober liegen, als mehr als 80 Prozent der Berechtigten zu den Wahlurnen gegangen waren, so der Datanálisis-Chef. Das könne vor allem der Opposition schaden, weil sich Teile von deren Anhängerschaft noch nicht von der Niederlage bei der Präsidentschaftswahl erholt hätten und aus Frust nicht mehr wählen gehen könnten, so León.

Erschienen am 24.11.2012 in der Tageszeitung junge Welt