Zelaya gründet »Volkswiderstandsmilizen«. Nicaraguas Rechte macht Druck auf Ortega

Der gestürzte honduranische Präsident Manuel Zelaya will die mehreren hundert Menschen, die derzeit auf nicaraguanischem Territorium an der Grenze zu Honduras ausharren, in jeweils 20 Personen starken »Volkswiderstandsmilizen« organisieren Im nicaraguanischen Ocotal kündigte Zelaya am Mittwoch an (Foto), daß die Ausbildung zum gewaltfreien Vorgehen in den umliegenden Bauernhöfen am Donnerstag beginnen werde. Sobald eine »kritische Masse« erreicht ist, will der Präsident dann offenbar gemeinsam mit seinen Anhängern über die Berge in sein Land zurückkehren.

Zwischen 500 und 1000 Menschen ist es bislang gelungen, das improvisierte Zeltlager zu erreichen. Viele von ihnen nahmen dafür stundenlange Fußmärsche durch das Gebirge auf sich, um die nach wie vor bestehenden Straßensperren des Militärs zu umgehen. Tatsächlich werden sowohl die Weiterreise Tausender Anhänger des vor gut einem Monat gestürzten Präsidenten als auch Lebensmittel- und Trinkwasserlieferungen für die Bevölkerung in der Grenzregion verhindert.

Tatsächlich läuft Zelaya die Zeit davon. In Ocotal wächst offenbar die Zahl seiner Unterstützer, die kein Vertrauen mehr in seine Strategie haben. Hinzu kommen der Mangel an Lebensmitteln sowie durch Erschöpfung und mangelhafte Ernährung verursachte Krankheiten. Die britische BBC zitiert den Präsidentschaftskandidaten der Linkspartei UD, César Ham, mit den Worten: »Das hier führt zu gar nichts. Es gibt keine Bedingungen dafür, daß Zelaya die Grenze überschreiten kann«. Anschließend habe sich Ham auf den Heimweg nach Honduras gemacht, meldet BBC.

Auch von anderer Seite gerät der Widerstand unter Druck. Die rechte Opposition in Nicaragua fordert von Präsident Daniel Ortega, die Aktivitäten Zelayas in Nicaragua zu beenden. Wie die den Putschisten nahe stehende Tageszeitung El Heraldo aus Tegucigalpa triumphierend meldet, war sich eine Delegation oppositioneller Parlaments­abgeordneter der Unabhängigen Liberalen Partei (PLI), der Konstitutionalistischen Liberalen Partei (PLC) und der Sandinistischen Erneuerungsbewegung (MRS) aus Nicaragua nicht zu schade, nach Honduras zu reisen, um »Gespräche mit den Autoritäten der Exekutive, des Nationalen Kongresses und des Obersten Gerichtshofes« zu führen.

Erschienen am 31. Juli 2009 in der Tageszeitung junge Welt