Warnung aus Moskau

Die USA streben nach wie vor einen gewaltsamen »Regime-Change« in Venezuela an. Das erklärte der Chef des russischen Militärgeheimdienstes GRU, Vizeadmiral Igor Kostjukow, einem Bericht des Fernsehsenders RT zufolge am Donnerstag in Moskau. Bei der Vorbereitung einer Invasion gegen Venezuela setze Washington vor allem auf die Unterstützung Kolumbiens, so Kostjukow in seiner Rede bei einer gestern zu Ende gegangenen Sicherheitskonferenz. In Kolumbien würden derzeit bewaffnete Gruppen gebildet, die sich aus venezolanischen Deserteuren, kolumbianischen Paramilitärs und Angehörigen krimineller Banden aus Mittelamerika zusammensetzen. Diese seien bereits an Sabotageakten gegen die Infrastruktur Venezuelas beteiligt, so der Geheimdienstchef weiter.

Die Aktivitäten der USA seien nicht allein auf Venezuela beschränkt, betonte Kostjukow. Washington investiere jährlich 1,5 Milliarden Dollar, um seinen Einfluss in Lateinamerika zu vergrößern. Eine »Farbenrevolution«, wie sie die USA gerade gegen die venezolanische Führung betrieben, könne sich »in naher Zukunft« auch gegen Nicaragua und Kuba richten. Der Nachrichtenagentur TASS zufolge warf Kostjukow insbesondere den USA und Kanada zudem vor, Venezuela ökonomisch erdrosseln zu wollen. In der Folge der immer weiter verschärften Sanktionen gegen das südamerikanische Land hätten sich dessen Ölexporte halbiert. Dadurch entgingen Caracas monatlich mehr als eine Milliarde Dollar. Zudem seien vor nordamerikanischen Gerichten Klagen im Umfang von 2,5 Milliarden Dollar gegen Venezuelas Erdölindustrie anhängig.

In den USA selbst wächst derweil der Widerstand gegen die Kriegspolitik der Regierung. Seit mehr als zwei Wochen halten sich in Washington Aktivisten der Friedensorganisation »Code Pink« und anderer Gruppen im Gebäude der venezolanischen Botschaft auf. Nachdem das diplomatische Personal mit dem Abbruch der Beziehungen zwischen Caracas und den USA abgezogen worden war, wollen sie auf diese Weise eine Besetzung des Gebäudes durch Anhänger des venezolanischen Putschisten Juan Guaidó verhindern. Im März hatten diese mit Zustimmung der US-Administration das Konsulat in New York und Büros des Militärattachés in Washington okkupiert.

Erschienen am 26. April 2019 in der Tageszeitung junge Welt