Wachsende Sorge um Chávez

In Venezuela wächst die Sorge um Präsident Hugo Chávez. Während in der Hauptstadt Caracas unzählige Gerüchte über eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes des Staatschefs die Runde machen, bemühen sich Vertreter der Regierung darum, die Öffentlichkeit zu beruhigen. Chávez sei ruhig, kämpfe und erfülle »mit Normalität« die ärztliche Behandlung im Militärkrankenhaus von Caracas, erklärte Wissenschaftsminister Jorge Arreaza am Freitag (Ortszeit). Scharf kritisierte der Minister, der als einer der engsten Vertrauten des Präsidenten gilt, die Verbreitung von Gerüchten. Diese seien ein »psychologischer Krieg zur Verwirrung des venezolanischen Volkes«.

 

Vizepräsident Nicolás Maduro informierte am Freitag, daß Chávez sich derzeit einer Chemotherapie gegen den Krebs unterziehe. »Von Miami aus« werde jedoch ein Propagandakrieg gegen Venezuela geführt, warnte er: »Die Gerüchte kommen aus der imperialen Macht der USA, von denselben Leuten wie der Plan Condor«, sagte er. »Sie finanzieren mit Dollars des Imperiums die Gruppen, die hier in Venezuela versucht haben, das Land zu destabilisieren.« Unter dem Namen »Condor« arbeiteten in den 70er und 80er Jahren die damaligen Militärregime Südamerikas und der US-Geheimdienst CIA bei der Bekämpfung linker Widerstandsbewegungen zusammen.

Am Samstag attackierte Maduro zudem Oppositionsführer Henrique Capriles. Dieser halte sich derzeit in den USA auf, um mit Vertretern der internationalen Rechten Anschläge auf die venezolanische Wirtschaft vorzubereiten. Capriles besitze im New Yorker Stadtteil Manhattan ein eigenes Appartement. »Wovon hat er das bezahlt?« fragte der Vizepräsident und forderte den Chávez bei der Präsidentschaftswahl im vergangenen Oktober unterlegenen Politiker auf, ihm zu widersprechen, wenn die Informationen nicht zuträfen.

Unfreiwillig beigetragen zu den Gerüchten hatte am Wochenende Boliviens Präsident Evo Morales, als er bei einer Pressekonferenz in Cochabamba seine Unterstützung für Chávez bekräftigte. Nachdem dieser sein Heimatland gerettet haben, kämpfe er nun voller Kraft darum, sein Leben zu retten. »Manchmal geht es ihm den Informationen der Ärzte und seiner Familie zufolge gut und er ist kräftig, dann aber hat er Probleme und erleidet einen Rückfall«, wird Morales von der staatlichen bolivianischen Nachrichtenagentur ABI zitiert.

Erschienen am 4. März 2013 in der Tageszeitung junge Welt