junge Welt, 18. Juli 2018

Vor 100 Jahren wurde Nelson Mandela geboren: Kämpfer für die Freiheit

Er war das Gesicht des Freiheitskampfes: Nelson Mandela, der heute 100 Jahre alt geworden wäre. Als in den 1980er Jahren der Kampf des Volkes in Südafrika gegen die rassistische Apartheid-Diktatur immer stärker wurde und die internationale Solidaritätsbewegung immer lauter den Boykott des Rassistenregimes forderte, war das Gesicht des damals seit einem Vierteljahrhundert im Gefängnis sitzenden Mandela eines der am meisten gezeigten Symbole des Widerstandes. Sein Porträt erschien auf Briefmarken, etwa in der Sowjet­union, im Senegal, in Kenia. In den Hitparaden tauchten Lieder auf, die Freiheit für Nelson Mandela forderten und zum Boykott Südafrikas aufriefen. Während in der DDR die Unterstützung des African National Congress (ANC) Regierungspolitik war, wurde die Solidarität in der Bundesrepublik von linken Organisationen getragen, zum Beispiel von der SDAJ, die mit der Kampagne »Radio Mandela« Spenden für den ANC-Freiheitssender Radio Freedom sammelte.

Im Westen war ansonsten oft anderes zu hören. Der damalige bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß (CSU) verbrüderte sich 1988 in Pretoria mit seinen Gastgebern: »Nie in meinem 40jährigen politischen Leben habe ich eine so ungerechte und unfaire Behandlung eines Landes erlebt, wie sie Südafrika widerfährt.« Als 1988 aus Anlass von Mandelas 70. Geburtstag im Londoner Wembley-Stadion ein elfstündiges Solidaritätskonzert stattfand, das in alle Welt übertragen wurde, blendete sich der Bayerische Rundfunk aus und sendete lieber eine Wiederholung der »Lindenstraße«. Und die »Internationale Gesellschaft für Menschenrechte« (IGfM) warnte 1986 in Zeitungsanzeigen vor einer Freilassung »des wegen Sabotage und Vorbereitung eines Umsturzes verurteilten Führers des ANC, Nelson Mandela«. Noch 1996, als Mandela schon als Präsident Südafrikas im Bundestag sprach, stieß das »bei bestimmten Politikern und Abgeordneten« auf Widerstand, wie die damalige Parlamentspräsidentin Rita Süssmuth 2013 im Gespräch mit dem Deutschlandfunk erinnerte.

Das sollten wir nicht vergessen – gerade an Nelson Mandelas 100. Geburtstag.

Erschienen am 18. Juli 2018 in der Tageszeitung junge Welt