Testbetrieb des Tages: Flughafen BER

So kann man sich mit Eröffnungsdaten verspekulieren: In Berlin ist am Dienstag der neue Hauptstadtflughafen BER mit Hunderten Gästen eröffnet worden. Oder so was in der Art jedenfalls: Weil am Flughafen Tegel eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft werden musste, wurden zwei Dutzend Flugzeuge zum Flughafen Schönefeld umgeleitet. Weil dort aber der nötige Platz fehlte, mussten zahlreiche von ihnen auf das Flugfeld vor dem neuen BER-Terminal rollen. Dort standen die Maschinen dann – doch die Passagiere durften nicht aussteigen. Nach Angaben der Deutschen Presseagentur lag das daran, dass Tegel eigentlich nach einer Stunde wieder in Betrieb sein sollte. Deshalb wollten die Airlines die Pause in Schönefeld abwarten und dann weiterfliegen. Es ging den Unternehmen ums Geld: Hätten sie ihre Gäste aussteigen lassen, hätten sie die Flieger am nächsten Morgen leer von Schönefeld nach Tegel holen müssen.

Als sich dann aber abzeichnete, dass die Bombenentschärfung länger dauern würde – Überraschung: eine Verspätung an einem Berliner Flughafen! –, gab es in Schönefeld nicht genügend Treppen und Busse. Einige Passagiere hätten deshalb drei Stunden lang warten müssen, bevor sie per Bus zum Schönefelder Terminalgebäude gefahren wurden. Und als sie dann mitten in der Nacht endlich frei waren, hatten sie echte Probleme, weiterzukommen, da S-Bahn und Busse nicht mehr fuhren und nicht genügend Taxis warteten.

Also ein echter Probelauf, der auf künftiges Chaos einstimmt. Denn Berlin kann nicht nur nicht Flughafen, auch mit Busverkehr und S-Bahn ist das so eine Sache. Das weiß jeder, den die Deutsche Bahn mal mit ihrer üblichen Verspätung mitten in der Nacht am Hauptbahnhof rausgeworfen hat. Nachts um zwei Uhr kommt man auch von dort weder mit Bus noch Bahn weiter – und Taxifahrer warten dort um diese Zeit auch kaum noch.

Erschienen am 31. August 2017 in der Tageszeitung junge Welt