Südamerika vereint sich

Lateinamerikas Linke bläst in dieser Woche zum Widerstand – auf gleich drei internationalen Konferenzen der fortschrittlichen Regierungen und Bewegungen des Kontinents. Das Ziel machte Boliviens Präsident Evo Morales deutlich, als er am Dienstag (Ortszeit) beim zwölften regulären Gipfeltreffen des Staatenbundes Bolivarische Allianz für die Völker Unseres Amerikas (ALBA) im ecuadorianischen Guayaquil erklärte, daß sich hier »die antiimperialistischen Präsidenten und Regierungen organisieren, um den Kampf unserer Völker, der sozialen Bewegungen zu unterstützen«. Solange »die Imperien« versuchten, die Länder des Kontinents auszuplündern und zu beherrschen, brauche Lateinamerika die Integration. Der Karibikstaat St. Lucia trat der ALBA als neues Vollmitglied bei.

 

Morales hat auch seine Teilnahme am Forum von São Paulo angekündigt, dessen Plenartagung am Freitag in der brasilianischen Metropole eröffnet wird. Dieser lockere Zusammenschluß linker Parteien und Bewegungen wurde 1990 auf Initiative von Brasiliens Arbeiterpartei PT gegründet und umfaßt heute nicht weniger als 94 Organisationen aus 25 Ländern des Kontinents – von den jeweiligen kommunistischen Parteien über andere marxistische Gruppierungen bis hin zu sozialdemokratischen Parteien wie Chiles Sozialisten oder Mexikos PRD. Das hat dazu geführt, daß die Jahrestagungen des Forums auch auf anderen Kontinenten interessiert beobachtet werden. Aus Deutschland sind für die DKP deren internationaler Sekretär Günter Pohl und für die Linkspartei der Bundestagsabgeordnete Wolfgang Gehrcke nach Brasilien gereist. Dieser referiert heute abend (Ortszeit) in São Paulo über das Thema »Wer stoppt Angela Merkel?«

Am gestrigen Mittwoch wurde zudem im bolivianischen Cochabamba ein dreitägiger »Antiimperialistischer Gipfel« eröffnet, zu dem zahlreiche linke Organisationen und Gewerkschaften des Andenstaates eingeladen haben. Das kurzfristig anberaumte Treffen, an dem Vertreter aus 87 Ländern teilnehmen, ist eine Reaktion auf den Eklat um Evo Morales Anfang Juli. Spanien, Portugal, Frankreich und Italien hatten dem bolivianischen Präsidenten die Überfluggenehmigung verweigert, wodurch dieser, aus Moskau kommend, zu einer Zwischenlandung in Wien gezwungen worden war (jW berichtete). Die ­Initiatoren des Gipfels kritisieren den Vorfall als »terroristischen Akt« und als »Aggression gegen die Würde des bolivianischen Volkes und der Völker Lateinamerikas«.

Erschienen am 1. August 2013 in der Tageszeitung junge Welt