»Strategische Verbündete«

Machen sich iranische Mullahs in Südamerika breit? »Nach den russischen Bombern: Iran schickt Zerstörer nach Venezuela« titelte das Onlineportal der spanischen Rechtspostille ABC am Montag. Nach dem Besuch der Langstreckenflugzeuge aus Russland in der vergangenen Woche werde Venezuelas Präsident Nicolás Maduro »wahrscheinlich demnächst« eine weitere »Überraschung« ankündigen, nämlich die Ankunft von »zwei oder drei Zerstörern« der iranischen Kriegsmarine.

Eine Quelle nennt die ABC-Korrespondentin in Caracas, Ludmila Vinogradoff, für ihre Darstellung nicht. Sie dürfte sich jedoch auf eine Meldung der iranischen Nachrichtenagentur ISNA vom 1. Dezember stützen. Diese hatte über einen modernen Zerstörer aus iranischer Eigenproduktion berichtet, der am Tag zuvor offiziell in Dienst gestellt worden war. In diesem Zusammenhang zitierte die Agentur Konteradmiral Touraj Hassani Mokaddam mit der Aussage, die »Sahand« werde zu den zwei oder drei mit besonderen Hubschraubern ausgerüsteten Schiffen gehören, die »in naher Zukunft« zu einer bis zu fünf Monate langen Mission nach Venezuela aufbrechen würden. Weitere Angaben dazu waren weder auf der Homepage der Marine noch in der iranischen Presse zu finden – und auch alle ausländischen Medienberichte stützen sich ausschließlich auf diesen einen Satz Mokaddams.

Richtig ist allerdings, dass Venezuela und der Iran ihre Beziehungen in den vergangenen anderthalb Jahrzehnten deutlich intensiviert haben. Schon 2009 erklärte der damalige venezolanische Botschafter in Teheran, David Velásquez, im Gespräch mit junge Welt, beide Staaten zu »strategischen Verbündeten«. Ihre Wirtschaftskooperation diene der Stärkung der »Süd-Süd-Beziehungen und der Zusammenarbeit zwischen regionalen Blöcken wie zwischen den Mitgliedsstaaten der Bolivarischen Allianz ALBA mit den Ländern des Mittleren Ostens«. Ein weiteres Element sei die Förderung einer multipolaren Weltordnung.

Schon damals kursierten in westlichen Medien wilde Spekulationen über die Zusammenarbeit beider Staaten. So hieß es etwa, dass Venezuela der Islamischen Republik Uran für deren Atomprogramm liefere. Es werde mit Linienflugzeugen der staatlichen Fluggesellschaft Conviasa transportiert. Velásquez wies das kategorisch zurück. In seinem Land gebe es zwar Uran, aber das werde noch gar nicht gefördert. Es gebe auch keine Rüstungsabkommen mit Teheran.

Bei einem Besuch in Teheran im vergangenen April betonte Venezuelas Außenminister Jorge Arreaza ebenfalls die engen Verbindungen: »Die Beziehungen der Kooperation und Bruderschaft zwischen beiden Ländern haben sich im Lauf der 18 Jahre der Bolivarischen Revolution erweitert, um eine feste Handels- und Finanzpartnerschaft zu entwickeln.« Zudem kämpften beide Staaten »gegen die weltweite Einmischung des Imperialismus«.

Erschienen am 20. Dezember 2018 in der Tageszeitung junge Welt