Schiffbruch des Tages: Identitäre

Die Jagd auf Flüchtlinge im Mittelmeer, für die Neofaschisten der »identitären Bewegung« ein Schiff gechartert hatten, ist Medienberichten zufolge gescheitert, bevor sie begonnen hat. Am Mittwoch nachmittag verbreiteten sich in Windeseile Nachrichten, wonach die unter mongolischer Flagge fahrende »C Star« der selbsternannten Europa-Verteidiger in Zypern festgesetzt wurde. Die in Nikosia erscheinende Tageszeitung Kibris Postasi meldete, dass der Kapitän und sein Assistent wegen »Urkundenfälschung« festgenommen worden seien. Das Internetportal oe24. at berichtete, die aus asiatischen Ländern stammende Crew habe auf der Insel politisches Asyl beantragt. Der österreichische Kurier ergänzte, die aus Sri Lanka stammende tamilische Mannschaft habe angegeben, für die Fahrt bezahlt zu haben. Die Rede ist auch davon, dass die Anklage gegen den Kapitän und seine Hintermänner auf »Schlepperei« laute.

Die »Identitären« hatten lautstark verkündet, im Mittelmeer Jagd auf Flüchtlinge zu machen, um diese dann nach Afrika zurückzubringen. Bislang ist die »Mission« der sich modern gebenden Nazis allerdings vor allem eine Aneinanderreihung von Pleiten, Pech und Pannen. Schon in der vergangenen Woche hatten die ägyptischen Behörden die »C Star« tagelang im Suezkanal festgehalten. In Catania auf Sizilien, das die Rassisten als Operationsbasis auserkoren hatten, formiert sich ebenfalls Widerstand.

Die Neofaschisten bestätigten die Vorkommnisse indirekt über Twitter: Die asiatische »Trainingscrew« habe das Schiff in Zypern verlassen. Auf dem Flughafen hätten NGOs dann versucht, sie zum Asylantrag in Europa zu überreden. Sollten sich also die Berichte über die Festsetzung des Schiffs in Famagusta also doch nicht bestätigen, bleibt zumindest eines: Die Herrenmenschen haben eine Crew aus Asien gebraucht, um ihr Boot lenken zu können. So oder so: herrlich peinlich für die ruhmreichen Beschützer der Festung Europa.

Erschienen am 27. Juli 2017 in der Tageszeitung junge Welt