Rote Fahnen in Wischlingen

Dortmund ist rot – zumindest an diesem Wochenende. Am Freitag begann im Revierpark, einer großen Grünanlage im Stadtteil Wischlingen, das traditionelle Pressefest der Wochenzeitung UZ – Unsere Zeit, zu dem auch in diesem Jahr wieder mehrere zehntausend Menschen erwartet werden. Die Deutsche Kommunistische Partei (DKP), deren Organ die UZ ist, wird zwar oft als kleiner und überalterter Verein angesehen. Doch auch diesmal kann sie damit verblüffen, das größte Volksfest der Linken in Deutschland organisiert zu haben. In zahlreichen Großzelten stellen sich die Landesverbände der DKP vor, befreundete Gruppen präsentieren sich mit Infoständen. Zu Konzerten laden unter anderem Konstantin Wecker und Esther Bejarano ein. Die Linkspartei ist mit einem Zelt vertreten, während die eng mit der DKP verbundene Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend (SDAJ) zusammen mit der Naturfreundejugend NRW einen großen Jugendbereich organisiert hat. Neben lauten Rhythmen werden hier auch zahlreiche Diskussionen angeboten. So ist für Samstag eine Veranstaltung mit jW-Chefredakteur Arnold Schölzel angekündigt, der am Beispiel der Ereignisse in der Ukraine referiert, was »Imperialismus live« bedeutet. Aus dem Land selbst ist die Parlaments­abgeordnete Olga Lewtschenko von der ukrainischen KP nach Dortmund gekommen. Im Gespräch mit junge Welt hob sie die Bedeutung hervor, die solche Solidaritätsbekundungen mit dem Widerstandskampf gegen die Kiewer Machthaber haben: »Die Linken sind die Stimme der Völker Europas, und wir hoffen, daß die Führungen der EU diese Stimme hören. Sie reden so viel von Demokratie, doch in der Ukraine hat sich ein totalitäres Regime etabliert.«

 

Auch aus zahlreichen anderen Ländern haben sich Delegationen zum Fest der deutschen Kommunisten angesagt. Knapp drei Dutzend Vertreter aus aller Welt zählt der internationale Sekretär der DKP, Günter Pohl. Zu diesen gehören etwa die Befreiungsfront Polisario aus der Westsahara, kurdische und türkische Organisationen, die Kommunistische Partei Kubas und die Europäische Linke. »Das zeigt wieder, wie hoch das internationale Ansehen unserer Partei ist – schon weil rund 50 Prozent mehr befreundete Parteien aus anderen Ländern dabei sind als beim letzten Fest 2011«, erklärte Pohl am Freitag gegenüber jW.

Auch die junge Welt selbst ist in Dortmund vertreten. Idyllisch an einem See hat sie ihr Veranstaltungszelt aufgebaut. Höhepunkt dort wird am Samstag ab 18 Uhr die live von zahlreichen Künstlern präsentierte »Hitparade der Revolutionslieder« sein, die die Zeitschrift Melodie und Rhythmus ermittelt hat. Direkt nebenan haben ostdeutsche Kommunisten einen »Ernst-Thälmann-Platz« ausgerufen, an dem nicht nur Musik und Debatten geboten werden, sondern wo in einem Kinozelt auch die Übertragung der Spiele der Fußballweltmeisterschaft in Brasilien verfolgt werden kann.

Erschienen am 28. Juni 2014 in der Tageszeitung junge Welt