„Kraft, Mut, Beharrlichkeit“ – Pedro Ortega Diaz, Ehrenpräsident der KP Venezuelas, ist tot

Venezuelas Kommunisten trauern um den (Ehren-)Präsidenten ihrer Partei. Pedro Ortega Díaz starb am vergangenen Freitag im Alter von 92 Jahren. Er wurde zunächst im Gebäude des venezolanischen Parlaments, aufgebahrt. Am Sonntag wurde er zum Sitz der PCV überführt, wo auch Staatspräsident Chávez Abschied von dem weit über die Reihen der Kommunistischen Partei (PCV) hinaus angesehenen Revolutionär nahm und von wo aus ihm zahlreiche Mitglieder der PCV und ihres Jugendverbandes, Familienangehörige und Freunde das letzte Geleit gaben.

Pedro Ortega Díaz wurde am 18. Dezember 1914 in Rio Caribe in dem im Osten Venezuelas gelegenen Bundesstaat Sucre geboren. Er studierte Jura an der Zentraluniversität Venezuelas und wurde Anwalt. Durch seine Tätigkeit kam er immer wieder in Berührung mit den Forderungen und Problemen der venezolanischen Arbeiter. Über viele Jahre hinweg diente er der kommunistisch orientierten Gewerkschaft CUTV als Rechtsberater. Einen Namen machte er sich auch mit historischen Schriften und Artikeln und gehörte zu den ersten venezolanischen Marxisten, die das Wirken Simón Bolívars als Beispiel für Gerechtigkeit und die Einheit der Völker Lateinamerikas wiederentdeckten.

Nachdem er von 1937 bis 1939 der Nationalen Demokratischen Partei (PDN), der damaligen legalen Kraft der venezolanischen Linken, angehört hatte, trat er der illegalen KP bei. Aus der Illegalität heraus beteiligte er sich am Widerstand gegen die Diktaturen von Marcos Pérez Jiménez und Rómulo Betancourt, unter deren Herrschaft er auch im Gefängnis saß.

Über mehrere Jahrzehnte gehörte Pedro Ortega seit dem ersten legalen Parteitag 1946 dem Zentralkomitee der PCV an und vertrat die Partei bei zahlreichen internationalen Kongressen und Konferenzen in amerikanischen und europäischen Ländern. 1959 wurde erstmals zum Abgeordneten des venezolanischen Kongresses, des damaligen Parlaments, gewählt, dem er über mehrere Perioden, unterbrochen nur durch die zeitweilige Illegalität der PCV unter der Herrschaft Betancourts, angehörte und in dessen Geschichte er mit der längsten Rede einging, die je in diesem Parlament gehalten wurde: siebeneinhalb Stunden. 1961 unterzeichnete er die damals verabschiedete Verfassung. 1999 beteiligte er sich als Alterspräsident der Verfassunggebenden Versammlung aktiv an der Ausarbeitung der neuen bolivarianischen Verfassung.

Noch eine Woche vor seinem Tod eröffnete Pedro Ortega Díaz das VI. Internationale Seminar Kommunistischer Parteien aus Lateinamerika und Europa.

„… Wenn du auch physisch nicht mehr bei uns bist, bleibt dein Vermächtnis von Liebe, Kraft, Mut, Gerechtigkeit, revolutionärer Beharrlichkeit in unseren Herzen lebendig, im Herzen des venezolanischen Volkes im Herzen aller Revolutionäre“, schreibt die PCV in ihrem Nachruf. Hugo Chávez würdigte ihn als einen „wirklichen Revolutionär“ und „Beispiel für uns alle“: „Ich habe viel von ihm gelernt, und auch von euch, den mutigen venezolanischen Kommunisten. Ihr könnt immer mit mir rechnen“, sagte er am offenen Sarg des verstorbenen Genossen im Parteisitz der PCV.

Erschienen in der Wochenzeitung UZ -Unsere Zeit vom 10. Februar 2006