Polizei prügelt

In Madrid ist das Vorgehen der Polizei gegen die Proteste der »Empörten« in der Nacht zum Freitag eskaliert. Nachdem die Beamten den ganzen Tag über das Zentrum der spanischen Hauptstadt besetzt hatten, um Kundgebungen der Bewegung »15-M« zu verhindern (jW berichtete), prügelten sie am späten Abend auf die Demonstranten ein, mindestens 20 Menschen wurden verletzt. Aktivisten warfen den Sicherheitskräften vor, »bestialisch« gegen die Protestierenden vorgegangen zu sein. Im Internetportal publico.es berichtete Luis López, einer der Verletzten, die Polizisten hätte solange auf ihn eingeschlagen, bis er am Kopf eine große, blutende Wunde gehabt habe. Rettungskräfte, die die Opfer versorgten, berichteten von mehreren Menschen, deren Verletzungen genäht werden mußten.

Die Auseinandersetzungen begannen gegen 23 Uhr vor dem Innenministerium. Dorthin waren die Demonstranten gezogen, um gegen die Abriegelung der Puerta del Sol in Madrids Innenstadt zu protestieren. Als einige Demonstranten ein Protestplakat an der Mauer des Ministeriums befestigen wollten, seien Polizisten »gewaltsam und unverhältnismäßig« gegen die Jugendlichen vorgegangen, berichteten Augenzeugen.

Trotz der Repression in Madrid sollen die Aktionen fortgesetzt werden. Für Freitag abend (nach jW-Redak­tionsschluß) rief die Plattform »Wirkliche Demokratie jetzt« erneut zu Demonstrationen im ganzen Land auf. In Madrid wollte der Zug wieder versuchen, die Puerta del Sol zu erreichen, obwohl diese weiterhin von starken Polizeikräften abgeriegelt war. Das Bündnis warf den Sicherheitskräften vor, durch ihr Vorgehen die spanische Verfassung gebrochen zu haben, die den Bürgern das Recht garantiert, sich friedlich und ohne Waffen zu versammeln. »Wenn die universellen Bürgerrechte auf Versammlungs- und Bewegungsfreiheit nicht respektiert werden, welche Legitimität haben dann diejenigen, die uns gewaltsam ihr Recht aufzwingen wollen?« fragt »Wirkliche Demokratie jetzt« in einer am Freitag verbreiteten Erklärung.

Erschienen am 6. August 2011 in der Tageszeitung junge Welt