Nehmt-ihm-Twitter-weg des Tages: Hans-Peter Friedrich

Hans-Peter Friedrich war mal Bundesinnenminister, ist derzeit einer der Vizepräsidenten des Deutschen Bundestages und hat die Lizenz zum Scheiße-Labern, also das Mitgliedsbuch der CSU. Während seine Parteifreunde in den letzten Tagen alles daran setzten, die AfD rechts zu überholen, machte Hape nicht auf seiner eigenen, sondern auf der linken Seite des politischen Spektrums »Faschisten« aus: unter den Menschen, die am Sonntag in Augsburg demonstrierten, nicht nur gegen die AfD, sondern auch gegen deren »christlich-soziale« Kopie. Auf seinen Parteifreund, den Augsburger Oberbürgermeister Kurt Gribl, gemünzt, twitterte Friedrich in ansonsten eher aus der ganz braunen Ecke bekanntem Vokabular: »Wie konnte er glauben, dass die Linksfaschisten Demokraten sind?«

Anlass für diesen Rülpser eines Herrn, der in seiner Amtszeit als Minister die verfassungswidrige Vorratsdatenspeicherung verteidigt, die geheimdienstliche Überwachung der Linkspartei befürwortet und mehr Abschiebungen gefordert hatte, war ein Zwischenfall während der Kundgebung »Zeig dich, Aux« am Sonntag. Einige Demonstranten hatten dort Eier und Tomaten auf Gribl geworfen, als dieser seine Rede hielt. In seiner Eigenschaft als Herr OB hat sich dieser in der Vergangenheit zwar gegen Neonazis positioniert – doch als stellvertretender Vorsitzender der CSU hielt er es bislang nicht für nötig, vom Amoklauf seiner Partei abzurücken. Trotzdem hatten die Veranstalter darauf bestanden, Gribl sowie den CSU-Bundestagsabgeordneten Volker Ullrich auf die Bühne zu holen.

Die Augsburger Allgemeine, beileibe kein linkes Kampfblatt, forderte Friedrich auf, sich für seine Beleidigung Tausender friedlicher Demonstranten zu entschuldigen. Der reagierte prompt: »Wenn Journalisten Gewalt gegen den Augsburger Oberbürgermeister rechtfertigen, zeigt das den Zustand des Landes!«

Erschienen am 3. Juli 2018 in der Tageszeitung junge Welt