Mit Chávez gegen Geierfonds

Mit zahlreichen Veranstaltungen hat Venezuela am Montag den 60. Geburtstag des im vergangenen Jahr verstorbenen Präsidenten Hugo Chávez begangen. Höhepunkt der Feierlichkeiten war eine Großkundgebung am Abend in Caracas, zu der zahlreiche Staats- und Regierungschefs aus Lateinamerika angereist waren. So würdigte der kubanische Vizepräsident Miguel Díaz-Canel in seiner Ansprache Chávez als eine Persönlichkeit, die die Geschichte Venezuelas und des Kontinents verändert habe. Chávez sei »ein Beispiel des revolutionären Kampfes, der Liebe zu seinem Volk und der unerschütterlichen Freude« gewesen, so der Gast aus Havanna.

 

Boliviens Staatschef Evo Morales rief das venezolanische Volk zur Einheit auf: »Die beste Ehrung für Hugo ist es, vereint antiimperialistisch und antikapitalistisch zu bleiben, um diese Revolution von Venezuela aus weiter voranzutreiben!« Auch El Salvadors neuer Präsident Salvador Sánchez Cerén erklärte, jedes Wort und jedes Gespräch, das er mit Chávez geführt habe, »bewahre ich als einen großen Schatz im Inneren meines Herzens auf«. Aus Nicaragua war Daniel Ortega nach Caracas gereist und sagte, Venezuela sei heute »die Speerspitze der Völker der Welt«. Auch er rief die Revolutionäre des Landes auf, geschlossen den Kampf gegen den Imperialismus fortzusetzen.

Weitere Staats- und Regierungschefs trafen im Laufe des Abends in Venezuela ein, unter ihnen die Vertreter der Mitgliedsländer des Wirtschaftsblocks MERCOSUR (Gemeinsamer Markt des Südens), der am Dienstag sein jährliches Gipfeltreffen in Caracas durchführte. Eines der Hauptziele der Konferenz sollte die Stärkung der Verbindungen zwischen dem Block und dem antiimperialistischen Staatenbündnis ALBA sowie der karibischen Energiegemeinschaft Petrocaribe sein. Auf der Tagesordnung stand zudem die Übergabe der Präsidentschaft des MERCOSUR von Venezuelas Staatschef Nicolás Maduro an Argentiniens Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner. Diese rief bei ihrer Ankunft in Caracas dazu auf, eine gerechtere, gleichberechtigtere und pluripolare Weltordnung zu schaffen, in der niemand einem anderen untergeordnet sei. »Wir haben die Instrumente, um dies zu schaffen – sonst wird es uns die Geschichte nicht vergeben«, erklärte sie. Ihr Kabinettschef Jorge Capitanich ergänzte gegenüber der staatlichen argentinischen Nachrichtenagentur Télam, der MERCOSUR werde Buenos Aires bei der Auseinandersetzung um die sogenannten Geierfonds unterstützen. Bei der vorbereitenden Sitzung der Außenminister des Blocks habe sich bereits eine »positive Behandlung der Position Argentiniens« abgezeichnet, sagte er am Dienstag morgen in Buenos Aires. Seinem Land droht wegen eines Schuldenstreits mit US-amerikanischen Hedgefonds die technische Staatspleite. Damit wäre dem Land der Zugang zu den internationalen Finanzmärkten verschlossen.

Erschienen am 30. Juli 2014 in der Tageszeitung junge Welt