Ministerpräsident des Tages: El Marco

In Bayern kursiert eine alte Volksweisheit: »Immer wenn du denkst, es geht nicht blöder, spricht im Landtag Markus Söder«. Die langjährige Nachwuchsnervensäge, die schon Edmund Stoiber gehörig auf den Geist ging und Horst Seehofer nach Berlin wegmobbte, erlebt nun seinen Höhepunkt. Am Mittwoch stellte er im Parlament des Freistaats als frischgebackener Ministerpräsident sein Kabinett vor.

Wie es so Sitte ist im Amigo-Land, nutzte der neue Regierungschef die Gelegenheit, um treue Dienste zu belohnen. Hans Reichhart, der Chef der Jungen Union, wird neuer Staatssekretär im Finanz- und Heimatministerium (ja, Heimat ist in Bayern da, wo das Geld ist). Grund dafür ist natürlich einzig die Kompetenz des Juristen, der über »Vermögensabschöpfung im Strafverfahren« promoviert hatte. Auf keinen Fall hat mit seiner Berufung etwas zu tun, was Söders JU-Groupies im vergangenen November bei ihrer Landesversammlung aufgeführt hatten. Damals demonstrierten sie mit blauen Schildern für »Söder – unsere neue Nummer 1«.

Der bizarre Auftritt hat inzwischen literarische Weihen bekommen: Im traditionellen Singspiel zur Starkbierprobe auf dem Nockherberg traten am 28. Februar drei »Gauchos« auf, die jeden Satz ihres »El Marco« bejubelten (Foto). Die Schauspielerin, die Bayerns SPD-Chefin Natascha Kohnen verkörperte, reagierte darauf: »Jetzt passen Sie mal auf, Herr El Marco. Sie gehen hier allen auf die Nerven mit Ihrem Rausgeplärre.« Im Publikum saß der echte El Marco und imitierte mit verkniffener Miene Amüsement.

Die Rache folgte auf dem Fuße. So ein Singspiel hat ja irgendwas mit Kultur zu tun, also ist Kultusminister Ludwig Spaenle sein Amt los. »Wo gehobelt wird, fliegt Spaenle« – obwohl der Söders treuer Gefolgsmann gegen Seehofer war. Der so geschasste reagierte giftig: »Ich wünsche dem neuen Ministerpräsidenten alles Gute und echte Freunde.«

Erschienen am 22. März 2018 in der Tageszeitung junge Welt