Kubanische Ärzte ziehen ab

Kuba hat am Dienstag mit dem Abzug seiner Ärzte aus Panama begonnen, die dort seit März 2006 mehrere zehntausend Menschen an den Augen operiert hatten. Auslöser für das abrupte Ende des kubanischen Engagements in dem zentralamerikanischen Staat war eine Entscheidung des rechten Präsidenten Ricardo Martinelli, die kubanische Hilfe im Rahmen der »Operation Milagro« (Wunder) einseitig aufzukündigen. Statt dessen sollen die Augenoperationen künftig durch panamaische Augenärzte übernommen werden. Dabei hatte in Kuba vor allem der Stil für Verärgerung gesorgt, mit dem die panamaische Regierung am 5. Januar das Ende der kubanischen Hilfe verkündet hatte. Die »First Lady« des Landes, Marta Lineares de Martinelli, und Gesundheitsminister Franklin Vergara hatten damals ihr eigenes Programm »Vision 20-20« präsentiert und ohne ein Wort des Dankes mitgeteilt: »Dieses Programm ersetzt die sogenannte Operation Milagro und soll den Zugang zu zuverlässigen und qualitativ hochwertigen augenärztlichen Diensten für die gesamte Bevölkerung garantieren.« Die kubanischen Ärzte und die Regierung in Havanna erfuhren von dieser Entscheidung aus den Medien.

»Die Zeit wird zeigen, ob die Interessierten an dem plötzlichen Abbruch der augenärztlichen Zusammenarbeit mit dem Argument recht haben, daß sie nicht mehr notwendig ist, weil sie durch die öffentlichen und privaten Gesundheitsdienste dieses Landes garantiert werden können«, heißt es in einer von Prensa Latina verbreiteten offiziellen Erklärung der kubanischen Regierung. Man sei stolz darauf, in den vergangenen Jahren zu einer Verbesserung der Gesundheit der Bevölkerung in Panama beigetragen zu haben. Die kubanischen Ärzte hätten insgesamt 44486 Menschen in Panama behandelt, weitere 5229 seien nach Kuba gebracht und dort operiert worden.

Der Abbruch der Zusammenarbeit mit Kuba hat in der Öffentlichkeit des Landes für Proteste gesorgt. In der Tageszeitung La Estrella de Panama kommentierte der Universitätsdozent und frühere Parlamentsabgeordnete Dorindo Jayan Córtez: »Enttäuschung. Das war das Gefühl, das uns erfaßte, als wir die Nachricht vom Ende der Operation Milagro lesen mußten.«

Das linke Bündnis »Nationale Front zur Verteidigung der ökonomischen und sozialen Rechte« (FRENADESO) kritisierte: »Die Gründe für diese abrupte Beendigung der Operation Milagro in Panama scheinen mehrere zu sein. Zum einen sehen die faschistoiden Machthaber nur ungern, daß kubanische Ärzte kostenlos panamaische Bürger operieren, denn das könnte gefährlich sein, weil es zeigt, daß Kuba solidarisch mit dem Volk von Panama sein kann, ohne dafür etwas als Gegenleistung zu verlangen. Zum anderen stellt man sich gut mit den Gringos, die alles gerne sehen, was gegen Kuba getan wird, selbst wenn es wie in diesem Fall direkt gegen die Gesundheit unserer Mitbürger gerichtet ist. Es werden Privatkliniken engagiert und so wird ein weiterer Schritt zur Ausgliederung, sprich Privatisierung, der Gesundheitsdienste gegangen.«

Im Rahmen des internationalen Programms »Milagro« sind kubanische Augenärzte mit venezolanischer Unterstützung derzeit in 35 Ländern der Welt im Einsatz und konnten bislang rund 1,8 Millionen Menschen das Augenlicht zurückgeben oder Augenerkrankungen heilen.

Erschienen am 3. Februar 2010 in der Tageszeitung junge Welt