Kommentar: Fidels Kritik

In seiner jüngsten »Reflexion« begrüßt der frühere kubanische Präsident die Umstrukturierung der Regierung, die gestern vom Staatsrat in einer offiziellen Note angekündigt wurde. Während in der offiziellen Regierungsmitteilung keine Angaben zu den Gründen für die Abberufung einiger Minister gemacht werden, übernimmt Castro wieder einmal die Aufgabe, die Hintergründe zu erläutern.

Nachdem er sich über von den Agenturen verbreitete »Gerüchte« lustig macht, wonach nun die »Männer Fidels« durch die »Männer Raúls« ersetzt worden seien, bezieht sich Fidel ohne Namensnennung auf die »zwei von den Tickermeldungen als am meisten Betroffenen genannten«, die sich mit keinem Wort unzufrieden über die Entscheidung des Staatsrates geäußert hätten. Es fällt nicht schwer, diese beiden als den bisherigen Außenminister Felipe Pérez Roque sowie den bisherigen Sekretär des Staatsrates, Carlos Lage, zu identifizieren.

Der Grund, warum sie sich nicht über ihre Abberufung beschwerten, sei nicht auf fehlenden Mut zurückzuführen, schreibt Fidel: »Der Grund war ein anderer. Der Honig der Macht, für die sie kein Opfer kannten, weckte in ihnen Ambitionen, die sie zu einer würdelosen Rolle verleiteten. Der äußere Feind hat sich in bezug auf sie falsche Hoffnungen gemacht.«

Nach diesem knappen Kommentar wendet sich Fidel scheinbar übergangslos dem Baseball zu. Die Worte aber, mit denen er die kubanische Baseball-Mannschaft lobt, zielen offensichtlich eher noch auf das zuvor behandelte Thema: »Wir werden siegen, denn wir können etwas kombinieren, was nur freie Menschen tun können, ohne Herren…« Und weiter: »Ich übernehme die volle Verantwortung für Erfolg oder Rückschlag. Die Siege werden allen gehören, die Niederlage aber wird niemals eine Waise sein. Heimatland oder Tod! Wir werden siegen!«

Für einen Sportkommentar zu pathetisch…

Erschienen am 5. März 2009 in der Tageszeitung junge Welt