Katalonien hat keine Angst

Unter der Losung »No tinc por« – Ich habe keine Angst – ruft die Stadtverwaltung von Barcelona für den kommenden Sonnabend zu einer Großdemonstration gegen den Terrorismus auf, um der Opfer der am vergangenen Donnerstag verübten Anschläge zu gedenken. Bei den Attentaten in Barcelona und Cambrils wurden insgesamt 15 Menschen getötet und mehr als 100 weitere verletzt.

Im Aufruf der Stadtverwaltung heißt es, die Großdemonstration solle die Tradition früherer Kundgebungen gegen Gewalt und für den Frieden aufgreifen, mit denen Barcelona 2003 gegen den Irak-Krieg sowie wiederholt gegen den Terrorismus Stellung bezogen habe. Bürgermeisterin Ada Colau kündigte an, dass die Demonstration von Vertretern der Rettungskräfte und der katalanischen Regionalpolizei Mossos d’Esquadra angeführt werden solle, während die Politiker erst in der zweiten oder dritten Reihe gehen sollten.

Die Linksformation CUP (Kandidatur der Volkseinheit) forderte, dass sich Spaniens König Felipe VI. nicht an der Kundgebung beteiligen dürfe, sonst werde man sie boykottieren. Die Parlamentsabgeordnete Mireia Boya erklärte am Sonntag im Gespräch mit Catalunya Ràdio, eine Präsenz des Königs wäre aufgrund der freundschaftlichen Beziehungen des Madrider Königshauses mit den Monarchien der Golfregion »verlogen«. Insbesondere Saudi-Arabien wird vorgeworfen, die Dschihadistenmiliz »Islamischer Staat« zu finanzieren, die sich zu den Anschlägen in Katalonien bekannt hatte.

Der katalanische Innenminister Joaquim Forn teilte am Montag mit, dass der flüchtige Hauptattentäter identifiziert worden sei. Younes Abouyaaquoub soll am Donnerstag den Lieferwagen in den Menschenmenge auf den Ramblas gesteuert haben. Er werde inzwischen »in allen europäischen Ländern gesucht«. Seine Mutter nahm am Wochenende an mehreren Kundgebungen gegen den Terrorismus teil und appellierte an ihren Sohn, sich zu stellen. »Mir ist es lieber, er kommt ins Gefängnis, als dass er stirbt«, sagte sie.

Die Polizei geht von einer zwölfköpfigen Terrorzelle aus. Fünf der mutmaßlichen Attentäter seien in Cambrils getötet worden. Vier wurden demnach verhaftet, zwei seien in der Nacht zum Donnerstag getötet worden, als in ihrem Versteck in Alcanar Gasflaschen explodierten.

Erschienen am 22. August 2017 in der Tageszeitung junge Welt