»Jünger und marxistischer«

Der DKP-Vorsitzende Patrik Köbele entdeckte am vergangenen Wochenende in Dortmund seine sentimentale Seite: »Das waren wir! Wir mit unseren 3000 Mitgliedern, mit unserer Kraft haben wir geschafft, was in diesem Land keine andere Partei schafft.« Es war Sonntag nachmittag, als er im Revierpark Wischlingen diese erste Bilanz des 18. Pressefestes der UZ – Unsere Zeit zog. Mehrere zehntausend Menschen waren zum traditionellen Volksfest der DKP-Wochenzeitung geströmt, obwohl die meiste Zeit Regenwetter die Freiluftveranstaltungen einschränkte. Dafür drängten sich die Besucher in den zahlreichen Veranstaltungszelten, in denen Diskussionen und Musik angeboten wurden. So war auch junge Welt mit einem umfangreichen Programm vertreten, das von Auftritten der »Jazzpolizei« bis zu einer Lesung von Florence Hervé oder Debatten mit jW-Autoren wie Karin Leukefeld, Moshe Zuckermann und Rainer Rupp reichten.

 

»Das ist wie ein kurzer Kuba-Urlaub«, freute sich eine junge Besucherin über das feiernde Ausbrechen aus dem kapitalistischen Alltag. »Stimmt, aber Kuba in der Regenzeit«, kommentierte ihr Begleiter. Ein anderer Besucher beschrieb das diesjährige Fest als im Vergleich zur letzten Ausgabe 2011 »jünger und marxistischer«. Die große Präsenz jüngerer Teilnehmer war unübersehbar. Der DKP-nahe Jugendverband SDAJ hatte zentrale Teile des Festgeländes zum »Jugendbereich« erklärt, der nach eigenen Zählungen der Organisation Hunderte in die Konzerte und Diskussionsrunden lockte. Unterstützt wurde die SDAJ durch die Düsseldorfer Gruppe »see red!« und die Naturfreundejugend NRW. Deren Vertreter Jan Tacke zeigte sich begeistert von den Veranstaltungen: »Wir können auch anderen fortschrittlichen Jugendorganisationen nur empfehlen, beim nächsten Pressefest mit dabeizusein. Wir kommen in jedem Fall wieder.« Der SDAJ-Vorsitzende Paul Rodermund freute sich: »Unser Jugendbereich hat gezeigt, daß wir in unserem Kampf gegen den Kapitalismus nicht allein stehen. Die Diskussionen waren von dem Willen geprägt, gemeinsam und solidarisch Wege zu finden, das System der Ausbeutung und Unterdrückung zu überwinden. Wir haben neue Kraft für die kommenden Kämpfe getankt und freuen uns schon jetzt auf unser Festival der Jugend im nächsten Jahr.« Dieses wird von der SDAJ in den Jahren zwischen den Pressefesten zu Pfingsten am Kölner Rheinufer veranstaltet.

Den allermeisten Zeitungen von WAZ und taz bis Neues Deutschland – das selbst in Dortmund mit einem kleinen Stand um neue Leser geworben hatte – waren das Fest und seine Zehntausenden Besucher keine Zeile wert. Das mag auch daran gelegen haben, daß es keine Zwischenfälle gegeben hat, die man hätte hämisch kommentieren können. Die Organisatoren haben gezeigt, daß sie auch 40 Jahre nach dem ersten UZ-Pressefest, das 1974 auf den Düsseldorfer Rheinwiesen stattgefunden hatte, in der Lage sind, so ein Großereignis erfolgreich über die Bühne bringen zu können. Das nächste UZ-Pressefest soll, wenn nichts dazwischen kommt, 2016 stattfinden.

Erschienen am 5. Juli 2014 in der Wochenendbeilage der Tageszeitung junge Welt