Humanist des Tages: Marco Rubio

Marco Rubio ist der größte anzunehmende Hetzer im US-Senat – und er hat sich diesen Titel gegen harte Konkurrenz erkämpft. Vor allem, wenn es um fortschrittliche Regierungen im eigenen Hinterhof geht, etwa in Kuba oder Venezuela, hat der »Nachfolger Christi, Ehemann, Vater, US-Senator für Florida« – so seine Selbstbeschreibung auf Twitter – sofort Schaum vor dem Mund. Dieser Tage ist er voll in Ekstase und kommentiert pausenlos über die »sozialen Netzwerke«, was ihm zur Lage in Venezuela einfällt.

Soweit, so erwartbar. Doch Rubio träumt schon von der Hinrichtung des venezolanischen Präsidenten Nicolás Maduro – und macht daraus kein Geheimnis. Inmitten seiner Tweets über das »Maduro-Regime«, das ihm als Ausgeburt der Hölle erscheint, postete er seit Sonntag eine Serie von »Vorher-Nachher-Bildern«. Auf den ersten Fotos ist der libysche Staatschef Muammar Al-Ghaddafi zu sehen, zunächst in der Pose des Machthabers, dann gefoltert und unmittelbar vor seiner Ermordung durch die von der CIA ausgerüsteten »Rebellen« 2011. Weitere Serien zeigen Panamas 1989 durch eine US-Invasion gestürzten Präsidenten Manuel Noriega, erst im Amt und dann im Gefängnis, sowie den rumänischen Staats- und Parteichef Nicolae Ceausescu als Präsident und – zusammen mit seiner ebenfalls ermordeten Frau – unmittelbar vor seiner außergerichtlichen Hinrichtung 1989.

Nicht wenige Verfechter von »Demokratie« und »humanitärer Hilfe« verstanden den Wink und forderten in ihren Antworten, dass es Maduro ebenso ergehen müsse. Andere forderten dagegen, Rubios Konto wegen der offenen Verherrlichung von Gewalt zu sperren. Bisher ist das nicht geschehen – im Gegensatz zu mehreren tausend Profilen von venezolanischen Regierungsanhängern, die in den vergangenen Wochen von Twitter gelöscht wurden. Denn vor Twitter sind halt alle gleich, aber manche eben gleicher.

Erschienen am 26. Februar 2019 in der Tageszeitung junge Welt