Honduras: Meteorologen im politischen Streik. Flugverkehr stark beeinträchtigt

Tegucigalpa. Die Putschisten in Honduras sehen sich einem unerwarteten Problem gegenüber. Die Meteorologen des mittelamerikanischen Landes haben sich den Streiks im öffentlichen Dienst angeschlossen, um gegen den Staatsstreich vom 28. Juni zu protestieren. Der Ausstand soll bis zur Rückkehr des rechtmäßigen Präsidenten Manuel Zelaya fortgesetzt werden, kündigten Gewerkschaftssprecher an. Als unmittelbare Folge wird der Flugverkehr auf den honduranischen Flughäfen massiv behindert, da die Internationale Zivilluftfahrtorganisation (ICAO), eine UN-Einrichtung, die für die Festlegung internationaler Standards im Luftverkehr zuständig ist, das Starten und Landen von Flugzeugen verbietet, wenn keine aktuellen Wetterdaten vorliegen. Die Fluggesellschaft TACA aus dem benachbarten El Salvador hat bereits die Konsequenzen gezogen und alle Flüge von und nach Honduras abgesagt.

Ramón García von der honduranischen Meteorologenvereinigung unterstrich, daß allein das Putschregime verantwortlich sei, wenn es den Flugverkehr aufrechterhalte und es dabei zu einem Unfall kommen sollte. Zugleich betonte er gegenüber dem von den Putschisten mit Schließung bedrohten Rundfunksender Radio Globo, daß niemand sie zur Wiederaufnahme der Arbeit zwingen könne. »Wenn sie uns Soldaten schicken, überlassen wir ihnen das Büro«, erklärte er und verwies darauf, daß es für ihre Arbeit keinen schnellen Ersatz gäbe, weil Meteorologen in Honduras nicht ausgebildet werden. »Wenn wir aufhören, die Militärbasen zu informieren, hat Washington keine Daten«, fügte er hinzu.

Auch außerhalb der Flughäfen gehen die Proteste gegen die Putschisten weiter, wie auf unserem Foto von frauen in der Hauptstadt (Aufschrift: »Putschisten –Mörder«). Die seit über fünf Wochen vom medizinischen und Pflegepersonal bestreikten 28 staatlichen Krankenhäuser wurden von Soldaten besetzt. In Tegucigalpa verhinderte eine starke Polizeikette, daß Demonstranten die Residenz von Kardinal Oscar Rodríguez erreichten, dem sie Unterstützung der Putschisten vorwarfen. Vor der US-Botschaft riefen etwa 5000 Demonstranten Washington zu einem energischeren Vorgehen gegen das Regime auf.

Erschienen am 8. August 2009 in der Tageszeitung junge Welt