Hamburger des Tages: Hamburger

Überraschung, Überraschung! Die meisten derjenigen, die 2017 in Hamburg gegen den G-20-Gipfel auf die Straße gegangen sind, kamen aus Hamburg und Umgebung! Zumindest gilt das für diejenigen, denen die Polizei vorwirft, während der Proteste irgendwelche Straftaten begangen zu haben. Wie aus der Senatsantwort auf eine kleine Anfrage der AfD hervorgeht, stammen von den bis Anfang Juli ermittelten 942 Tatverdächtigen fast zwei Drittel aus Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen, nur elf Prozent aus dem Ausland.

Wohlgemerkt: Wir reden über Menschen, denen die Polizei vorwirft, irgendwas Ungesetzliches unternommen zu haben. Dazu gehören nach Ansicht der Uniformierten bekanntlich sogar Leute, denen nichts anderes vorgeworfen wird, als dass sie sich in der Nähe einer Gruppe befunden hätten, aus der heraus irgendwas passiert sein soll. Knüppeleinsätze der Polizei gab es in jenen Tagen unzählige: gegen die Camps, gegen die Demos, gegen Unbeteiligte. Das musste man ja irgendwie rechtfertigen.

Danach hatten es sich die Mainstreammedien ebenso schön zurechtgelegt wie die braunen Blauen: Die »Gewalttäter« seien aus dem Ausland angereist, Italien, Griechenland und Spanien standen hoch im Kurs. Diese drei Länder stehen in der Rangliste der Wohnorte von Verdächtigen aber noch hinter Frankreich, der Schweiz und den Niederlanden – aber immerhin noch vor Argentinien, Israel und Japan. Ist eigentlich die Zahl von Touristen aus diesen Ländern, die an einem normalen Wochenende auf dem Kiez in Gewahrsam genommen werden, relevant niedriger?

Wäre nun noch zu fragen, wie sich die Herkunft der Gewalttäter in Uniform während des G-20-Gipfels zusammengesetzt hat. Aber da gibt es keine Statistiken, denn obwohl es über 150 Ermittlungsverfahren gegen Polizisten gab, wurde kein einziger angeklagt. Zumindest ihrem Rädelsführer droht nun aber eine saftige Strafe: Olaf Scholz, damals Hamburger Bürgermeister, könnte bald SPD-Vorsitzender werden.

Erschienen am 6. September 2019 in der Tageszeitung junge Welt