Guerilla votiert für den Frieden

Am Ufer des Yarí im Süden Kolumbiens sollte am Freitag (Ortszeit) mit der Verlesung der Abschlusserklärung die nationale Delegiertenkonferenz der FARC-Guerilla zu Ende gehen. Sprecher der Organisation bestätigten bereits, dass sich die Kämpfer der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens mit großer Mehrheit für den von ihren Unterhändlern in Havanna mit der Regierung von Staatschef Juan Manuel Santos ausgehandelten Friedensvertrag ausgesprochen haben. »Wir spüren eine sehr starke Unterstützung«, erklärte Iván Márquez, der die FARC-Delegation bei den Verhandlungen geleitet hatte. Allerdings äußerten Delegierte die Sorge darüber, dass Guerilleros nach Abgabe ihrer Waffen zum Ziel von Angriffen paramilitärischer Banden werden könnten. In den vergangenen Tagen kam es immer wieder zu Morden an linken Aktivisten. Zuletzt wurde Ramiro Culma Capera, ein Mitglied der Kolumbianischen Kommunistischen Partei, in Coyaima ermordet, wie am Mittwoch mitgeteilt wurde.

Joaquín Gómez, Mitglied des FARC-Sekretariats, betonte, dass die revolutionären Werte der bisherigen Guerilla auch in der neuen politischen Organisation Bestand haben werden, die nach Abgabe der Waffen durch die Guerilla gegründet werden soll. Zum Namen der Nachfolgeorganisation sollen aus den Strukturen der FARC bereits mehr als 200 Vorschläge eingereicht worden sein. Die Aufständischen hoffen, dass sich auch andere linke Organisationen am Aufbau der neuen Bewegung beteiligen werden.

Die FARC verlangen allerdings die Freilassung von rund 4.000 ihrer Mitglieder aus den Gefängnissen Kolumbiens. Man danke zwar der Administration, dass sie einer Delegation der politischen Gefangenen die Teilnahme an der Konferenz ermöglicht habe. Ohne ein Amnestiegesetz werde es jedoch keine Demobilisierung der Guerilla geben, warnte Iván Márquez.

Die feierliche Unterzeichnung des Friedensvertrages soll am Montag in Cartagena stattfinden. Am 2. Oktober entscheiden die Kolumbianer in einem Referendum über das Abkommen.

Erschienen am 24. September 2016 in der Tageszeitung junge Welt