Gottesfürchtiger des Tages: Rodrigo Duterte

Das ist doch endlich mal ein Angebot, das kein gottesfürchtiger Mensch ablehnen kann. Gibt es einen einfacheren Weg, um einen schrägen Staatschef aus seinem Amt zu verdrängen? Also immer ran, ihr Christen, Muslime, Juden, Buddhisten und anderweitig religiös Erweckten – zeigt es Rodrigo Duterte!

Wie die Nachrichtenagentur dpa am Sonnabend berichtete, hat der Präsident der Philippinen am Freitag abend angeboten, sofort auf sein Amt zu verzichten, wenn ihm jemand beweisen könne, dass Gott existiert. Er brauche nur jemanden, der ihm sage: »Hier, ich habe ein Bild, ich habe ein Selfie mit Gott«, wird Duterte von dpa zitiert. Ob er das Bild eines gewissen Sängers aus Prag, der vor allem wegen des Biene-Maja-Liedes bekannt ist, als ausreichend anerkennen würde, teilte die Agentur leider nicht mit.

Duterte behauptet von sich, sehr wohl an einen Gott zu glauben, er sei kein Agnostiker oder Atheist. Aber er könne sich nicht zum Katholizismus oder einer anderen organisierten Religion bekennen. Und deshalb gehen ihm auch deren Regeln am Allerwertesten vorbei. Den angeblichen Stellvertreter des Schöpfers, den Papst, ist Duterte in der Vergangenheit deshalb auch schon angegangen.

Perfekte Voraussetzungen also für ein heute vorgesehenes Treffen des Präsidenten mit Vertretern der katholischen Bischofskonferenz des Landes. Bei dem soll es darum gehen, die schon lange bestehenden Spannungen zwischen Duterte und der Kirche beizulegen. Mehr als 80 Prozent der knapp 107 Millionen Philippiner sind katholisch. Und einige von denen nehmen es dem Staatschef zwar nicht übel, dass in seiner Verantwortung allein im vergangenen Jahr Tausende Menschen rechtswidrig durch Polizisten und andere Staatsdiener getötet wurden. Aber dass er Gott auch schon mal als »dumm« oder »Hurensohn« beschimpft, sehen sie nicht so gerne.

Erschienen am 9. Juli 2018 in der Tageszeitung junge Welt