Geldsegen für Venezuela

Russland will 14 Milliarden US-Dollar in die Erdölindustrie Venezuelas investieren. Der Präsident des südamerikanischen Landes, Nicolás Maduro, und der Chef des russischen Staatskonzerns Rosneft, Igor Setschin, unterzeichneten am Mittwoch (Ortszeit) bei einem Treffen in Caracas die Verträge über das Großprojekt. Durch die Zusammenarbeit solle die Förderung des schwarzen Goldes in Venezuela innerhalb weniger Jahre verdoppelt werden, kündigte der begeisterte Maduro nach der Zeremonie bei einer Veranstaltung im Bolívar-Theater im Zentrum der Hauptstadt an. Das Projekt beinhalte sowohl die Gasförderung als auch Investitionen im Orinoco-Erdölgürtel, der als größtes Reservoir der Erde gilt. Beide Seiten wollen mehrere Gemeinschaftsunternehmen gründen, die sich um die Entwicklung der Infrastruktur und Dienstleistungen kümmern werden. Bereits jetzt sind mehrere solcher Jointventures in der Region im Süden Venezuelas aktiv.

Wie die staatliche Nachrichtenagentur AVN berichtete, ist Russland in den vergangenen Jahren zu einem der wichtigsten Handelspartner der Bolivarischen Republik geworden. Die »tiefgreifende strategische Beziehung« habe es ermöglicht, 255 Abkommen zu unterzeichnen, die zu 57 Gemeinschaftsprojekten geführt hätten. Außer in der Erdölindustrie engagiert sich Moskau unter anderem in der Militärkooperation, im Wohnungsbau, bei der Bildung sowie im Technologietransfer.

In den vergangenen Jahren war Venezuelas staatlicher Erdölkonzern PDVSA wiederholt kritisiert worden, weil er die Investitionen in Raffinerien und Infrastruktur dieses Industriezweiges vernachlässigt habe. Die Exporte des Brennstoffs sind die wichtigste Einnahmequelle des Landes. Mehr als 80 Prozent des Staatshaushalts hängen von den Geldern aus Verkäufen an die Industriestaaten, vor allem an die USA, ab. Der Preisverfall in den vergangenen Monaten hatte vor allem für erdölexportierende Länder wie Venezuela und Russland schwere wirtschaftliche Konsequenzen. Verantwortlich machten Maduro und Setschin dafür die Vereinigten Staaten, die den Markt mit per Fracking gefördertem Öl überschwemmt hätten, berichtete die Tageszeitung Correo del Orinoco. Gemeinsam wollen sich die beiden Regierungen nun für eine Stabilisierung des internationalen Erdölgeschäfts einsetzen.

Erschienen am 29. Mai 2015 in der Tageszeitung junge Welt