Fest der Solidarität

Esther Bejarano lässt sich nicht unterkriegen. Die körperlich kleine Antifaschistin mit der großen Stimme ist zwar inzwischen deutlich über 90 Jahre alt, doch auf der großen Bühne des 20. UZ-Pressefests der DKP in Dortmund-Wischlingen fesselte sie am Sonnabend abend Hunderte Zuhörer. Gemeinsam mit den Rappern von Microphone Mafia sang sie alte und neue Lieder gegen Krieg und Rassismus und beeindruckte mit ihrer Energie. Vor Bejaranos Auftritt war die Hauptbühne Schauplatz der zentralen Veranstaltung des Festes gewesen. Bei der Kundgebung unter der Losung »Abrüsten statt aufrüsten – Raus aus der NATO, Frieden mit Russland« versammelten sich die Repräsentanten von über 30 ausländischen kommunistischen Parteien auf der Bühne und demonstrierten so ihre Entschlossenheit, gegen den Imperialismus Front zu machen.

Insgesamt kamen zum dreitägigen Fest im Dortmunder Revierpark Wischlingen mehr als 40.000 Menschen. An unzähligen Ständen gab es Getränke, Speisen, Bücher, Souvenirs und politisches Material. Auf mehreren Bühnen traten parallel Musiker und Bands mit umfangreichen Programmen, während Diskussionsrunden zu aktuellen Themen interessiertes Publikum anzogen.

Vor allem am Sonnabend waren viele Zelte überfüllt, und dichtes Gedränge herrschte auf den Wegen des Revierparks Dortmund-Wischlingen. Die Bezirksorganisationen der DKP boten in ihren Zentren Spezialitäten aus den Regionen an, viele Bruderparteien hatten Informationsstände aufgebaut. Am »Leninplatz« war das jW-Zelt nicht zu übersehen. Hier spielten unter anderem The Pokes und Black Heino; das Theaterstück »Rosa – Trotz alledem« feierte Dortmund-Premiere. Aufgrund der hohen Besucherzahl mussten auch draußen Lautsprecher aufgebaut werden.

Das Zelt »Casa Cuba« wurde wieder zum Treffpunkt nicht nur der Cocktailliebhaber. Am Sonnabend war das z. B. bei der Diskussionsrunde »Demokratie und Subversion in Venezuela« zu erleben. Carolus Wimmer, internationaler Sekretär der KP Venezuelas, überbrachte Grüße und würdigte die Unterstützung der Bolivarischen Revolution durch Kuba und viele Menschen in der Bundesrepublik: »Das hilft uns, den Kampf fortzusetzen.«

Aber auch mit den Kräften, die systematisch an der Schwächung linker Kräfte in der Bundesrepublik arbeiten, befassten sich mehrere Veranstaltungen. Im jW-Zelt diskutierten die Journalistin Susann Witt-Stahl und der Schauspieler und Gewerkschafter Rolf Becker bei der Vorstellung des neuen Buches von Moshe Zuckermann »Der allgegenwärtige Antisemit« über ein Phänomen, das unmittelbar mit der Rechtsentwicklung in der Bundesrepublik und in Israel zusammenhängt. Wenn Neofaschisten Kippa tragen und Linke wie in Thüringen mit der AfD in einem parlamentarischen Freundeskreis für Israel zusammenarbeiten, dann gelte wohl: »Je weiter Israel nach rechts driftet, desto mehr Israel-Solidarität gibt es aus Deutschland.«

Erschienen am 10. September 2018 in der Tageszeitung junge Welt