Drei Tote an der Grenze

An der Grenze zwischen Kolumbien und Venezuela sind am Sonntag drei Angehörige der venezolanischen Nationalgarde getötet worden. Verteidigungsminister Vladimir Padrino López bestätigte am Montag (Ortszeit) in Caracas in einer vom staatlichen Fernsehen übertragenen Ansprache, dass die Grenzschützer von Angehörigen einer paramilitärischen Bande attackiert worden seien. Der Überfall sei eine Reaktion auf die wenige Stunden zuvor erfolgte Festnahme von neun Mitgliedern einer kriminellen Gruppe aus Kolumbien im Bundesstaat Amazonas gewesen, so der Minister. Unter den Verhafteten habe sich Luis Felipe Ortega Bernal alias Salcedo befunden. Dieser sei der Anführer einer im kolumbianischen Departamento Vichada aktiven Gruppe, die sich in Venezuela versteckt habe.

»Wir verurteilen entschieden die Gewalt, die aus Kolumbien kommt. Dessen Regierungen haben sie nicht aufhalten können und seit mehr als 60 Jahren Frieden und Fortschritt im Grenzgebiet negativ beeinflusst«, sagte Padrino López. Die Bolivarischen Streitkräfte hätten von Venezuelas Präsident Nicolás Maduro den Befehl erhalten, die grenzüberschreitenden Verbrechen und »jede bewaffnete Gruppe, die gegen das Gesetz auf unserem Staatsgebiet operiert«, zu bekämpfen.

Padrino López ging in seiner Ansprache nicht auf eine Erklärung der kolumbianischen Regierung ein, nach der es sich bei den in Venezuela Verhafteten um Kämpfer der kolumbianischen Guerillaorganisation Nationale Befreiungsarmee (ELN) gehandelt habe. Die ELN, die in Havanna Friedensverhandlungen mit der kolumbianischen Regierung führt, hat sich bislang nicht zu den Vorwürfen geäußert. Es gibt allerdings Anzeichen dafür, dass hinter dem Überfall nicht die Organisation selbst, sondern eine Abspaltung steckt. Über Twitter bekannte sich eine »ELN Venezuela« zu den Angriffen auf die venezolanische Armee und drohte weitere Attacken an. Die zentrale ELN-Führung distanzierte sich am Montag von diesem erst vor wenigen Tagen eingerichteten Twitter-Account und warf den kolumbianischen Geheimdiensten und »kriegstreiberischen Kreisen« in Bogotá vor, auf diese Weise den Friedensprozess sabotieren zu wollen.

Schon vor Monaten hatte Venezuelas Regierung vor Versuchen gewarnt, die Lage an der Grenze zu Kolumbien zu destabilisieren. So sollten Vorwände geschaffen werden, um eine Intervention zu rechtfertigen.

Erschienen am 7. November 2018 in der Tageszeitung junge Welt