Der Widerstand auf dem Marsch

Mit brutaler Gewalt ist die Polizei am Mittwoch in Tegucigalpa gegen etwa 3000 Studierende vorgegangen, die an der Nationalen Autonomen Universität von Honduras (UNAH) gegen das Regime der Putschisten demonstriert hatten. Auf dem Gelände der Hochschule wurde auch die Rektorin der Universität, Julieta Castellanos, von Polizisten geschlagen, bis sie zu Boden ging. Augenzeugen berichteten, daß es von seiten der Polizei keine Räumungsaufforderungen oder sonstige Ansagen gegeben habe. Die Polizei sei angerückt und habe sofort begonnen, Tränengasgranaten in die friedlich protestierende Menge zu schießen.

Rektorin Castellanos erklärte, daß sie von den Protesten der Studierenden gewußt habe und mit einem Polizeikommissar in Verbindung stand, der sich nur mit seinem Nachnamen Somoza vorgestellt hatte. Als sie mitbekam, wie die Polizei gegen die Demonstranten vorging und daß diese versuchten, sich auf dem Universitätsgelände in Sicherheit zu bringen, sei sie hinausgegangen, um das Eindringen der Polizisten auf das Universitätsgelände zu verhindern. Eine der von der Polizei abgeschossenen Tränengasgranaten sei etwa zehn Meter von ihr entfernt explodiert, berichtete die Akademikerin. Die Autonomie der Hochschulen gegenüber der Staatsmacht wird in Lateinamerika von allen Seiten auch als Konsequenz aus den Erfahrungen der Militärdiktaturen der 60er und 70er Jahre hochgehalten. »Es gab für die Polizei keinen Grund, auf den Campus vorzudringen, wir werden die Polizei deshalb verklagen«, erklärte die Rektorin.

In Mexiko hat der rechtmäßige Präsident von Honduras, Manuel Zelaya, unterdessen erklärt, er verliere allmählich die Geduld. Der als Vermittler auftretende Präsident von Costa Rica, Óscar Arias, sei zwar guten Willens, er habe die Putschisten aber viel zu sanft und verständnisvoll behandelt und den Moment verpaßt, an dem er hätte »zudrücken« müssen.

Die wichtigsten Unterstützer des Staatsstreiches in Honduras kamen nicht aus der Regierung von Barack Obama, »aber sehr wohl aus den Reihen der Falken in Washington, die ihn befördert haben«, erklärte Zelaya vor einigen hundert Menschen bei einer Solidaritätsveranstaltung in Mexiko-Stadt. Es handele sich dabei um »konservative Gruppen in Washington, die im Inland von Demokratie reden und nach außen Diktaturen und fast terroristische Aktivitäten unterstützen«. Die Putschisten seien gerade dabei, die Präsidenten Lateinamerikas zu besiegen, da es nicht gelungen sei, den Staatsstreich umzukehren, warnte Zelaya. Der Präsident kritisierte erneut, daß Washington bislang nicht genügend unternommen habe, um das Regime in Tegucigalpa von der Macht zu verdrängen.

Unterdessen hat am Mittwoch in Honduras der Nationale Widerstandsmarsch begonnen, zu dem die Nationale Front gegen den Staatsstreich aufgerufen hatte. Wie der Generalsekretär des Gewerkschaftsbundes CUTH, Israel Salinas, mitteilte, hätten sich Tausende Menschen aus den verschiedenen Dörfern und Gemeinden auf den Weg gemacht. Ihr Ziel seien die beiden größten Städte des Landes, Tegucigalpa und San Pedro Sula. Die Menschen legten zwischen 15 und 20 Kilometer am Tag zurück, ohne dabei jedoch die Straßen zu blockieren, erläuterte Salinas. Er kündigte an, daß die Demonstrationszüge am kommenden Dienstag oder Mittwoch ihre Ziele erreichen werden. Einer Meldung von Radio Globo zufolge hat sich die Ehefrau von Präsident Zelaya, Xiomara Castro, im westhonduranischen Copán der Demonstration angeschlossen.

Erschienen am 7. August 2009 in der Tageszeitung junge Welt