Bildungsministerin des Tages: Bibel-Betsy

Fachkompetenz ist keine Voraussetzung für einen Posten in der US-Administration. Das legt nicht nur Donald Trump nahe. Auch seine neue Bildungsministerin Elisabeth »Betsy« DeVos ist nicht durch pädagogische Vorkenntnisse belastet. Ihre Qualifikation für das Amt in Trumps Kabinett ergibt sich aus anderen Vorteilen. Zum einen hat sie das öffentliche Bildungswesen der USA erfolgreich umschifft und besuchte die Holland Christian High School, eine religiöse Privatschule, die Jugendliche dazu erzieht, eine »biblische Weltsicht verteidigen« zu können. Dafür bringt DeVos beste Voraussetzungen mit: Ihr Bruder gründete 1997 das Söldnerunternehmen Blackwater, das unter anderem für Massaker im Irak verantwortlich ist und sich aus Imagegründen heute lieber »Academi« nennt. Sie selbst hat ihre Milliarden zusammen mit ihrem Gatten Richard Marvin »Dick« DeVos in unzähligen Unternehmen gebunkert, unter anderem in der Firma Neurocore, die verspricht, mit seltsamen Methoden das Konzentrationsvermögen ihrer Kunden zu verbessern.

Als künftige Bildungsministerin sprach sich DeVos bei der Anhörung im Senat für Waffen in den Klassenräumen aus – mit dem bemerkenswerten Argument, dass sich Schulen doch gegen »Grislybären« verteidigen müssten. Sie unterstütze auch Pläne des Präsidenten, rund um Schulen ausgerufene »waffenfreie Zonen« aufzuheben. Aber immerhin: »Wenn die Frage sich auf Gewalt durch Schusswaffen bezieht, nehmen Sie bitte zur Kenntnis, dass mein Herz für all jene Familien, die dadurch einen Angehörigen verloren haben, blutet und gebrochen ist.«

Selbst einige Republikaner konnten sich nicht dazu durchringen, einer solchen Dame im Senat ihre Stimme zu geben, so dass die Abstimmung über DeVos mit 50 zu 50 ausging. So gab am Dienstag US-Vizepräsident Michael »Mike« Pence mit seiner Stimme den Ausschlag für die Bestätigung von Bibel-Betsy.

Erschienen am 9. Februar 2017 in der Tageszeitung junge Welt