Bevor es zu spät ist

In 26 Ländern vor allem Lateinamerikas wurden bislang Fälle einer Ansteckung mit dem Zika-Virus registriert. Kuba blieb von dem Erreger bislang verschont. Trotzdem nimmt das Thema in den kubanischen Medien breiten Raum ein, denn jederzeit könnte die Infektion auf die Insel eingeschleppt werden und sich unter deren tropischen Bedingungen verbreiten.

Als besonders gefährlich gelten Pfützen und Tümpel, in denen sich die Moskitos vermehren, die als hauptsächliche Verbreiter des Virus gelten. Solche stehenden Gewässer sind für eine Tropeninsel wie Kuba bei hoher Luftfeuchtigkeit, regelmäßigen Niederschlägen und derzeit relativ niedrigen Temperaturen kaum zu vermeiden. Deshalb sind in den Straßen Havannas momentan merkwürdige Maschinen zu sehen, die an überdimensionale Staubsauger oder an Laubbläser erinnern. Tatsächlich handelt es sich jedoch um Rauchwerfer, mit denen die potentiellen Brutstätten der Moskitos ausgeräuchert werden.

Traditionell setzt Kuba auf die Vorbeugung von Krankheiten, um möglichst wenige Ressourcen für deren Heilung aufwenden zu müssen. Medikamente und teure Geräte sind für die noch immer von einer Wirtschafts-, Handels- und Finanzblockade durch die USA betroffene Insel nur unter großen Schwierigkeiten und überteuert zu erhalten. Außerdem sind sich Kubas Ärzte bewusst, dass es bislang keine echte Therapie gegen das Zika-Virus gibt. Bei Informationsveranstaltungen in den Krankenhäusern und Gesundheitseinrichtungen, aber auch mit SMS-Kurznachrichten über die Mobiltelefone werden die Angehörigen des medizinischen Personals auf der Insel über die Symptome einer Infektion informiert und angewiesen, wie sie sich zu verhalten haben.

Die Komitees zur Verteidigung der Revolution (CDR) und der Kubanische Frauenverband (FMC) haben eine Aufklärungskampagne initiiert, um Haus für Haus die Menschen über die Gefährdung aufzuklären und auf Einhaltung der Hygienevorschriften zu drängen. Zugleich weisen die Experten darauf hin, dass nicht alle derzeit in den Medien zirkulierenden Hypothesen bereits nachgewiesen sind. So unterstrich die Direktorin des kubanischen Zentrums für medizinische Genetik, Marcheco Teruel, dass bislang kein Zusammenhang zwischen dem Zika-Virus und den in Brasilien registrierten Missbildungen bei Neugeborenen nachgewiesen werden konnte. »In der Region der Amerikas gibt es 26 Länder und Gebiete, die über Infektionen mit dem Zika-Virus informiert haben, aber die Verbindung der Infektion mit dem Erscheinen von Fällen von Mikrozephalie (Hirn- und/oder Schädelfehlbildung, jW) wurde bislang nur aus Brasilien gemeldet, vor allem in den nordöstlichen Staaten des Landes«, zitierte die Tageszeitung Granma die Medizinerin.

Anders als in anderen Ländern Lateinamerikas sehen Kubas Gesundheitsbehörden deshalb bislang keinen Grund, von einer Schwangerschaft abzuraten. Allerdings werden die Frauen zu erhöhter Vorsicht aufgerufen. So sollen sie Moskitonetze über dem Bett aufspannen, lange Kleidung tragen und von den Gesundheitsbehörden empfohlenen Mückenschutz auftragen. Am wichtigsten sei jedoch, dass Schwangere und ihre Familien in ihrem Zuhause und in der Umgebung sowie am Arbeitsplatz nach möglichen Brutherden der Moskitos suchen und diese zerstören. Damit könne das Risiko einer Infektion minimiert werden.

Von außen wird die kubanische Aufklärungsarbeit dagegen untergraben. Mehrere Internetportale aus Spanien und den USA, die sich an ein kubanisches Publikum wenden, versuchen, Panik zu verbreiten und legen nahe, dass es doch schon Fälle von Infektionen auf der Insel gegeben haben könnte. Belege dafür haben diese Medien wie schon in früheren Fällen nicht anführen können.

Erschienen am 13. Februar 2016 in der Tageszeitung junge Welt