Barack Obama antwortet nicht

Bislang sei nicht erkennbar, daß es zu einer Änderung der Blockadepolitik Washingtons gegen Kuba kommt. Diese Einschätzung trifft der frühere kubanische Präsident Fidel Castro in der jüngsten seiner regelmäßig in den kubanischen Medien veröffentlichten »Reflexionen«. Darin setzte er sich am Donnerstag mit dem Kabinett des US-Präsidenten in spe, Barack Obama, auseinander, und erinnerte insbesondere an Obamas Auftritt im Mai vor den militanten Kuba-Gegnern der von Ronald Reagan gegründeten »Cuban-American National Foundation« (CANF). Dort hatte er unter anderem die Aufrechterhaltung der Blockade gegen die Insel versprochen.

Daraufhin hatte ihm Fidel Castro am 25. Mai in seiner Reflexion unter dem Titel »Die zynische Politik des Imperiums« zehn Fragen gestellt, darunter die, ob es korrekt sei, wenn »der Präsident der Vereinigten Staaten die Ermordung von irgendeiner Person auf der Welt anordnet«, ob es ethisch vertretbar sei, »daß der Präsident der Vereinigten Staaten anordnet, andere Menschen zu foltern« oder ob »Staatsterrorismus ein Instrument (ist), das ein so mächtiges Land wie die Vereinigten Staaten anwenden sollte, damit es Frieden auf dem Planeten gibt«. Bis heute sei Barack Obama mit keiner Silbe darauf eingegangen.

Trotzdem zeigte sich der kubanische Revolutionsführer offen für einen Dialog mit dem zukünftigen US-Präsidenten. »Mit Obama kann man sprechen, wo er möchte, denn wir sind keine Verfechter der Gewalt und des Krieges. Er muß sich aber daran erinnern, daß die Theorie von Zuckerbrot und Peitsche in unserem Land nicht gilt«. Ähnlich hatte sich bereits zuvor sein Bruder, der kubanische Präsident Raúl Castro, geäußert. In einem Gespräch mit dem US-Schauspieler Sean Penn hatte dieser kürzlich vorgeschlagen, sich mit Obama an einem »neutralen Ort« zu treffen.

Zur Zusammensetzung des neuen Kabinetts, das Barack Obama in dieser Woche präsentiert hatte, äußerte sich Fidel Castro skeptisch. Mit Blick auf die künftige US-Außenministerin Hillary Clinton schreibt Fidel: »Ich meinerseits vergesse nicht, daß sie die Rivalin des gewählten Präsidenten Barack Obama und Ehefrau des Präsidenten Clinton war, der die exterritorialen Gesetze Torricelli und Helms Burton gegen Kuba bestätigt hat. Während ihres Kampfes um die Kandidatur hat sie sich diesen Gesetzen und der Wirtschaftsblockade verpflichtet gezeigt. Ich beschwere mich nicht, ich stelle das nur fest«.

Ernst und ruhig sei »gegen die mächtige Flut der Illusionen« anzukämpfen, »die Obama in der internationalen öffentlichen Meinung erzeugt hat«, kommentierte Castro. Allerdings müsse das Imperium wissen, daß »die souveränen Rechte des kubanischen Volkes nicht verhandelbar sind«.

Erschienen am 6. Dezember 2008 in der Tageszeitung junge Welt