Werbeträgerin des Tages: V-Partei

Am 14. Oktober wird in Bayern ein neuer Landtag gewählt. Auf dem Spiel steht die berufliche Zukunft von Markus Söder, der sich anschickt, das historisch schlechteste Ergebnis der CSU einzufahren. Wäre schon schön, wenn »El Marco« am 15. Oktober in Pension geschickt würde. Möge er Horst Seehofer und Alexander Dobrindt bitte gleich mitnehmen.

Zum Glück gibt es in diesem Wahlkampf aber noch richtig knackige Skandale. Oder zumindest das, was die Lokalpresse dafür hält. Für einen solchen Sturm im Weißbierglas sorgte zuletzt die V-Partei. Nie gehört? Das V steht für »Veränderung, Vegetarier und Veganer«, womit schon alles gesagt wäre. Die Ökos haben es trotz der in Bayern besonders hohen Hürden für kleine Parteien geschafft, in allen Wahlbezirken Kandidaten aufzustellen und für diese genügend Unterstützungsunterschriften zu sammeln. Da ist es doch schön, wenn man zur Belohnung mal ein Eis essen darf. Natürlich ohne Milch und andere Tierprodukte. Selbstverständlich bedankt man sich anschließend brav beim edlen Spender. Und so räumt die V-Partei einer »veganen Bio-Eismanufaktur« Werbeplatz auf ihrem Wahlplakat ein.

Dürfen die das? Hektisches Geflatter im Blätterwald. Bei den zuständigen Behörden hat man dafür allerdings nur ein Schulterzucken übrig – Wahlplakat ist Wahlplakat. Aber eigentlich wäre es doch eine gute Idee, wenn die Geldgeber der Parteien als Sponsoren genannt werden müssten. Dann stünde die CSU für Rüstungskonzerne und Schwarzgeldbanken. Die SPD könnte sich wegen ihres ständig abnehmenden Gewichts für Diätprodukte ins Zeug legen. Steuerberater und Miethaie stehen standesgemäß für die FDP, Rindviecher und Radfahrer für die Grünen. Irgendwas Schmieriges wird sich auch für die AfD noch finden. Nur für die Linken bleibt mal wieder nichts übrig – außer freiem Platz auf dem Wahlplakat.

Erschienen am 19. September 2018 in der Tageszeitung junge Welt