Wenige Infos aus dem Saal

In Havanna ist am Sonntag – nach jW-Redaktionsschluß – die erste Nationalkonferenz der Kommunistischen Partei Kubas (PCC) zu Ende gegangen. Im Mittelpunkt der Beratungen der 806 angereisten Delegierten, die 800000 Mitglieder vertraten, standen eine Bestandsaufnahme der vom Parteitag im vergangenen April beschlossenen Veränderungen sowie die Diskussion über neue Strukturen innerhalb der eigenen Organisation.

»Dies ist kein Treffen von Führungskadern«, hatte Kubas Vizepräsident José R. Machado Ventura zum Auftakt der Konferenz erklärt und stolz darauf verwiesen, daß mit 42,7 Prozent Frauen und mit 37,5 Prozent Farbige mehr von diesen an der Beratung teilgenommen hätten, als es ihrem Anteil an der Gesamtmitgliedschaft entspricht. Ihre mangelnde Präsenz in den Organisationsstrukturen war einer der zentralen Kritikpunkte von Staatspräsident Raúl Castro beim Parteitag gewesen. Im Vorfeld der Konferenz hatte Castro nun vor überzogenen Erwartungen gewarnt. »Jetzt geht es erst mal um eine innere Angelegenheit der Partei. Es geht darum, sie zu perfektionieren, denn sie muß in jeder Hinsicht perfekt sein und sich den Zeiten anpassen, in denen wir leben«, sagte Castro. Bereits im April hatte er sich für eine Begrenzung der Amtszeit aller wichtigen Funktionen in Partei und Staat auf maximal zehn Jahre ausgesprochen, darunter auch der von ihm selbst bekleideten des Staatspräsidenten und des Ersten Sekretärs des ZK der kubanischen KP. Unklar blieb jedoch, ob sein Vorschlag direkter Gegenstand der Parteikonferenz war.

Im Gegensatz zum Parteitag vor neun Monaten berichteten die kubanischen Medien am Wochenende zunächst auffällig sparsam über den Verlauf der Beratungen. Das Zentralorgan Granma etwa veröffentlichte kaum mehr als einige Protokollnotizen. Auch auf den Straßen der kubanischen Hauptstadt spiegelte sich die Konferenz kaum wider, wie Arleen Rodríguez Derivet, eine Teilnehmerin der Versammlung, im Internetportal Cubadebate vermerkte. Lediglich die traditionellen Fackelmärsche zum 28. Januar, dem Geburtstag des Nationalhelden José Martí, seien zu sehen gewesen. »Ich frage mich, ob der Teil der Nation, der nicht im Inneren des Versammlungspalastes sein kann, weiß, was bei der Konferenz passiert«, so Rodríguez.

Erschienen am 30. Januar 2012 in der Tageszeitung junge Welt