Weg frei für Gespräche

Am 7. Februar sollen in Quito offizielle Friedensgespräche zwischen der Regierung Kolumbiens und der Nationalen Befreiungsarmee (ELN), der zweitgrößten Guerillaorganisation des südamerikanischen Landes, beginnen. Wie lateinamerikanische Medien am Montag berichteten, hat die Regierung von Staatschef Juan Manuel Santos zwei frühere Comandantes der ELN aus der Haft entlassen, die der Verhandlungsdelegation der Aufständischen angehören sollen. Dem Fernsehsender Telesur zufolge saß Juan Carlos Cuellar 13 Jahre im Gefängnis, nachdem er zuvor zehn Jahre lang als Kontaktmann für die verschiedenen Regierungen Kolumbiens gedient hatte, wenn diese Verbindungen zur Guerilla aufnehmen wollten. Eduardo Martínez wurde 2014 festgenommen, als er an inoffiziellen Gesprächen zwischen der ELN und der Regierung teilnahm, die den Grundstein für die nun bevorstehenden Verhandlungen legen sollten.

Im Gegenzug zur Freilassung der beiden Comandantes hat die ELN angekündigt, den früheren Kongressabgeordneten Odín Sánchez einer Kommission aus Bischöfen und dem Roten Kreuz zu übergeben. Die Koordinaten des Ortes der Übergabe im kolumbianischen Urwald sollen der Abgordnung bereits übermittelt worden sein.

Odin Sánchez hatte sich im April 2016 selbst in die Hände der Guerilla begeben, um im Austausch seinen schwer erkrankten Bruder freizubekommen. Dieser war fast drei Jahre zuvor von den Aufständischen gefangengenommen worden. Die kolumbianische Regierung machte die Freilassung von Odin Sánchez zur Voraussetzung für die Aufnahme offizieller Gespräche, wie sie ursprünglich bereits im vergangenen Jahr beginnen sollten.

Die ELN ist nach den Revolutionären Streitkräften Kolumbiens (FARC), die im vergangenen Jahr ein Friedensabkommen mit der Regierung abschlossen, die zweite große Guerillaorganisation des Landes. Sie wurde 1964 unter dem Eindruck der Kubanischen Revolution in erster Linie von Studenten gegründet. Es gelang der ELN, sich mit der Bevölkerung in ihrem Operationsgebiet zu verbünden und so Stärke zu gewinnen. Einen wichtigen Einfluss auf die marxistische Organisation gewann auch die Befreiungstheologie. Der Priester Camilo Torres schloss sich 1966 der ELN an und starb in seinem ersten Gefecht. Ein anderer Geistlicher, Manuel Pérez, führte die Organisation bis zu seinem Tod 1998.

Erschienen am 31. Januar 2017 in der Tageszeitung junge Welt