Waldbrände in Brasilien und Europa: Keine Naturkatastrophe

Jair Bolsonaro hat recht. Wenn er angesichts der riesigen Waldbrände in seinem Land die etwas zu laut vorgetragene Hilfsbereitschaft von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, den »G 7« und der EU ablehnt sowie deren kolonialistisches Gehabe zurückweist, trifft Brasiliens Präsident ins Schwarze. Auch, wenn er den europäischen Ländern rät, ihre eigenen Wälder aufzuforsten.

Aber Bolsonaro hat natürlich Unrecht. Seine Politik befördert den Raubbau an der Natur. Seine Regierung steht auf der Seite von Großgrundbesitzern und Agrarlobby, denen die Lunge der Welt vollkommen egal ist, solange die Profite sprudeln. Bolsonaro und die Seinen lassen sich von den internationalen Großkonzernen legal und illegal aushalten und sie dafür gewähren.

Die immer größeren Waldbrände weltweit sind eine weitere Folge des Klimawandels. Doch wirksame Maßnahmen bleiben aus – statt dessen wird versucht, die aktiv gewordenen Jugendlichen von »Fridays for Future« mit Placebos wie einer CO2-Steuer zu beruhigen. Kein Thema ist dagegen, dass Militär und Großkonzerne die Hauptverursacher der Umweltzerstörung sind.

Die derzeitigen Brände in Brasilien sind durch die rücksichtslose Politik der ungebremsten Rodung immer größerer Flächen des Regenwaldes für Sojaanbau und Viehzucht zumindest mitverursacht worden – und die Abnehmer sitzen vor allem in Nordamerika und Europa. Die Umweltschutzorganisation WWF hat zum Beispiel erst am Dienstag per Pressemitteilung darauf hingewiesen, dass zum Beispiel eine Anbaufläche so groß wie ganz Hessen benötigt wird, um Tierfutter für in Deutschland gehaltene Schweine, Rinder und sogar Zuchtfische zu produzieren.

Auch aus Südeuropa wurden in diesem Jahr wieder große Waldbrände gemeldet, etwa aus Portugal, Griechenland und Spanien. Nahe Athen brachen Mitte August die schlimmsten Feuer seit Jahren aus. Hier sollen Bodenspekulanten verantwortlich sein . In Portugal befördern durch Armut verursachte Landflucht und Monokultur – zum Beispiel der Anbau von leicht brennbarem Eukalyptus für die Papierproduktion – die Feuer.

Doch das Problem ist nicht nur weit entfernt. Haben wir die Waldbrände dieses Sommers hierzulande schon vergessen? Allein in Brandenburg gab es auch in diesem Jahr bereits Hunderte Feuer, die meistens von Menschen verursacht werden. Oft betroffen sind Truppenübungsplätze der Bundeswehr – explodierende Munition sorgt für den Ausbruch des Brandes, und Blindgänger verhindern, dass effektiv gelöscht werden kann. Im vergangenen Jahr brannte ein Moor im niedersächsischen Emsland wochenlang, nachdem es durch Raketenabschüsse in Brand gesetzt worden war. Die Bundesregierung zeigte sich medienwirksam zerknirscht – doch inzwischen wird dort wieder wie gewohnt geballert.

Auch deshalb: Besser als Löschen ist das Verhindern von Bränden. Abrüsten wäre dafür ein wirksamer Beitrag. Denn wir haben es nicht mit einer Naturkatastrophe zu tun. Das Problem heißt Kapitalismus.

Erschienen am 28. August 2019 in der Tageszeitung junge Welt