»Visca la República!«

Nach dem Referendum vom vergangenen Sonntag wird Katalonien voraussichtlich am kommenden Montag offiziell seine Unabhängigkeit von Spanien erklären. Wie Medien der Region am Mittwoch übereinstimmend berichteten, haben sich die für die Abspaltung eintretenden Parteien – die liberal-sozialdemokratische Allianz »Junts pel Sí« (JxSí, Gemeinsam für das Ja) und die linksradikale Kandidatur der Volkseinheit (CUP) – darauf verständigt, Ministerpräsident Carles Puigdemont für den 9. Oktober zur Berichterstattung über die Ergebnisse des Referendums in das Parlament zu bestellen. Die Sitzung soll dann dafür genutzt werden, die Katalanische Republik zu proklamieren.

Im Gespräch mit der britischen BBC hatte Puigdemont am Dienstag bekräftigt, entsprechend des vom katalanischen Parlament verabschiedeten Referendumsgesetzes die Unabhängigkeit 48 Stunden nach Bekanntwerden des Ergebnisses der Volksabstimmung zu erklären. Das endgültige Resultat werde aber erst vorliegen, wenn »voraussichtlich am Wochenende« auch die im Ausland abgegebenen Stimmen ausgezählt worden seien. Erneut hatte sich der Ministerpräsident in dem Interview für einen Dialog mit Madrid ausgesprochen, doch leider seien seine Gesprächsangebote bisher ausgeschlagen worden.

Sollten die Katalanen auf eine vermittelnde Rolle durch den spanischen König Felipe VI. gehofft haben, enttäuschte dieser am Dienstag abend solche Erwartungen. Während sich in der Region Hunderttausende Menschen an einem 24stündigen Generalstreik gegen die Repression beteiligten, warf der Monarch den »historischen Institutionen« Kataloniens in einer fünfminütigen Fernsehansprache »nicht hinnehmbare Illoyalität« gegenüber der Staatsmacht vor. Keine Erwähnung des Monarchen fand das gewaltsame Vorgehen von Nationalpolizei und Guardia Civil gegen Menschen, die am Sonntag ihre Stimme abgeben wollten. Auch die Hunderten Verletzten in Barcelona und anderen Städten waren dem König kein Wort wert. Die Katalanische Nationalversammlung, das Bündnis der Unabhängigkeitsbewegung, reagierte darauf noch am Dienstag mit einem Bild Felipes und dem Slogan »Leb wohl, Bourbone – Hallo Republik!«

Erschienen am 5. Oktober 2017 in der Tageszeitung junge Welt