Unendliche Geschichte

Am 26. November wurde in Honduras ein neues Staatsoberhaupt gewählt. Doch auch zwei Wochen später hat das Oberste Wahlgericht (TSE) noch keinen offiziellen Sieger der Abstimmung verkündet. Die Opposition verlangt nun, den Urnengang für ungültig zu erklären. Am Freitag abend (Ortszeit), kurz vor Ablauf der Frist für Anfechtungen, beantragte der Kandidat der Oppositionsallianz, Salvador Nasralla, in Tegucigalpa die Annullierung der Abstimmung. Auch Luis Zelaya, der drittplazierte Kandidat der Liberalen Partei, stellte diesen Antrag.

»Es gibt keine Belege für das Unterschlagen oder Bevorteilen irgendeines Kandidaten«, behauptete dagegen am Sonntag TSE-Präsident David Matamoros, nachdem in Tegucigalpa nach offiziellen Angaben die Unterlagen aus 4.753 Urnen neu ausgezählt wurden. Diese Überprüfung habe den knappen Vorsprung von Amtsinhaber Juan Orlando Hernández gegenüber Nasralla bestätigt, so Matamoros. »Die Mitarbeiter der Wahlvorstände haben am Tag der Wahlen eine hervorragende Arbeit geleistet.«

Das bestreitet auch die Opposition nicht. Sie wirft dem TSE allerdings vor, die Datenbank mit den Ergebnissen manipuliert zu haben.

Die ersten Hochrechnungen, die das TSE zehn Stunden nach Schließung der Wahllokale am 26. November veröffentlichte, hatten Nasralla noch mit einem klaren Vorsprung in Führung gesehen. Dann unterbrach das Gericht die Veröffentlichung neuer Auszählungsstände für 36 Stunden – und danach führte plötzlich Hernández. Neu ausgezählt wurden am Wochenende nach entsprechenden Forderungen der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) die Stimmen, die nach der Pause in das System eingegeben worden waren. Die Opposition verlangt jedoch, alle Stimmen zu überprüfen, denn nach ihrer Darstellung können auch die zuerst übermittelten Ergebnisse verändert worden sein. Zudem bezweifelt sie, dass tatsächlich Originalstimmen gezählt wurden. Die Stimmzettel hätten »wie aus dem Drucker« ausgesehen, zudem seien sie teilweise nicht mal gefaltet gewesen – könnten also gar nicht in die Urnen geworfen worden sein.

Erschienen am 12. Dezember 2017 in der Tageszeitung junge Welt