Tausende gegen die AfD

Tausende Menschen haben am heutigen Samstag in Augsburg gegen den Bundesparteitag der AfD demonstriert. Die Polizei bezifferte die Teilnehmerzahl auf insgesamt 5.000, die Veranstalter gehen von höheren Angaben aus.

Bereits am Morgen hatten sich mehrere tausend Menschen an den Augsburger Messehallen eingefunden, in denen die Rechten ihren Kongress abhielten. Versuche, die Zufahrt der Delegierten zum AfD-Parteitag zu blockieren, wurden von der massiv aufgefahrenen Polizei im Ansatz unterbunden. Dabei sollen nach Angaben örtlicher Medien mindestens drei Demonstranten verletzt und drei weitere vorübergehend festgenommen worden sein. Ansonsten blieben größere Zwischenfälle aus, von den in der örtlichen Presse herbeigeschriebenen »Gewalttätern« war nichts zu sehen. Eine Provokation gingen eher von einem einzelnen AfD-Vertreter aus, der hinter den Absperrungen und gut beschützt von den Polizeiketten ein Schild hochhielt, auf dem er die Proteste gegen die Rechtspartei heute mit der Hetze gegen Juden in den 1930er Jahren verglich. Die Beamten hatten an dieser Relativierung des Holocaust nichts auszusetzen.

Versuche, die Zufahrtswege zum AfD-Parteitag zu blockieren, wurd

Versuche, die Zufahrtswege zum AfD-Parteitag zu blockieren, wurden von der Polizei vereitelt

Nach 11 Uhr setzte sich die Demonstration in Bewegung und zog unter der prallen Sonne und bei Temperaturen um die 30 Grad etwa fünf Kilometer weit in die Augsburger Innenstadt.Angeführt wurde der Marsch von einem lautstarken Jugendblock, gefolgt von einem langen Zug ganz unterschiedlicher Menschen. Unterwegs schlossen sich immer mehr Gegner der AfD der Demonstration an, die schließlich nach Veranstalterangaben auf bis zu 5.000 Teilnehmer anwuchs. Die Polizei begleitete den Marsch, verzichtete aber auf Provokationen. Für Begeisterung sorgte die Feuerwehr, die sich am Rande der Demonstration mit einem Wasserschlauch postiert hatte und den erhitzten Teilnehmern eine Abkühlung ermöglichte. Die Vorbeiziehenden skandierten: »Ganz Augsburg liebt die Feuerwehr!«

Am Augsburger Gewerkschaftshaus hatten sich vormittags mehrere hundert Menschen versammelt, die nach einer Auftaktkundgebung zum Theater zogen. Nachdem dessen Ensemble auf seine Weise mit einem Kulturprogramm Zeichen gegen die AfD gesetzt hatte, ging die inzwischen auf rund 1.000 Menschen angewachsene gewerkschaftliche Demonstration weiter zum Rathausplatz, auf dem die Kundgebung »Zeig Dich AUX« stattfand. Auch der von den Messenhallen kommende Marsch traf etwas später dort ein.

Spitze des Demonstrationszuges in der Augsburger Innenstadt

Spitze des Demonstrationszuges in der Augsburger Innenstadt

Auf dem Rathausplatz kam es schließlich zu einem der wenigen nennenswerten Vorfälle des Tages: Trotz vorheriger Warnungen bestanden Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) und sein Parteifreund, der Bundestagsabgeordnete Volker Ullrich, darauf, zu den Teilnehmern zu sprechen. Viele der Anwesenden machten daraufhin lautstark deutlich, dass sie nicht nur gegen die AfD demonstrieren wollten, sondern auch nichts von der Politik der bayerischen Regierungspartei halten. Es sollen Eier, Tomaten und einige Wasserflaschen aus Plastik auf die Bühne geflogen sein. Eine Kette behelmter Polizisten zog deshalb zeitweilig vor der Bühne auf, um die Redner zu beschützen. Die Lage entspannte sich jedoch schnell wieder.

Auf dem Königsplatz wurden derweil einige Anhänger des Pegida-Bündnisses gesichtet. Die Rassisten hatten dort eine Kundgebung gegen »Pseudogewerkschaften« angemeldet, die gegen eine »demokratische Partei« demonstrieren wollten. Während die Teilnehmerzahl dieser Versammlung nie an ein Dutzend herankam, versammelten sich rundherum mehrere hundert Antifaschisten, um gegen diese Provokation der aus München herangekarrten Rechten zu protestieren. Die Stimmung blieb trotzdem entspannt, einige Demonstranten zogen sogar in einer Polonaise rund um die kleine Pegida-Versammlung herum.

Protest gegen Pegida am Samstag nachmittag auf dem Königsplatz

Protest gegen Pegida am Samstag nachmittag auf dem Königsplatz

Erschienen am 30. Juni 2018 in der Onlineausgabe der Tageszeitung junge Welt