Sternmarsch nach Tegucigalpa

Zu Großkundgebungen gegen die honduranischen Putschisten wurden am Dienstag Zehntausende Menschen in Tegucigalpa und San Pedro Sula erwartet. Nachdem Demonstrationszüge aus allen Teilen des Landes tagelang unterwegs waren, sollten die verschiedenen Marschsäulen in den beiden wichtigsten Städten Honduras’ zusammentreffen. Erneut sollte ein mächtiges Zeichen des Protestes gegen das am 28. Juni an die Macht geputschte Regime und der Unterstützung des rechtmäßigen Präsidenten Manuel Zelaya gesetzt werden. Zugleich wurde weltweit zu Solidaritätsaktionen für das honduranische Volk aufgerufen.

Bereits am Montag war in San Pedro Sula ein erster Demonstrationszug eingetroffen, der von Zelayas Ehefrau Xiomara Castro angeführt wurde. Auch in die Vororte Tegucigalpas waren Tausende gekommen. Im Gebäude der Beschäftigren der Nahrungsmittelindustrie nahmen Aktivisten gespendete Lebensmittel, Trinkwasser, Decken und andere Dinge entgegen, um die Demonstranten versorgen und unterbringen zu können. Ärzte, Psychologen und Krankenschwestern kümmerten sich um die gesundheitliche Betreuung der Menschen, die teilweise mehr als 100 Kilometer zu Fuß zurückgelegt hatten. Sprecher der Widerstandsbewegung berichteten, daß die Demonstranten unterwegs von der Bevölkerung als Zeichen der Solidarität mit Speisen und Getränken versorgt worden sind.

»Wir wissen, daß dies eine entscheidende Woche sein wird«, erklärte der Gewerkschafter Eulogio Chávez gegenüber der Agentur IPS. Auch die Angestellten im Gesundheitswesen, des Telefonunternehmens sowie der Elektrizitätswerke sind von ihren Gewerkschaften zum Streik aufgerufen worden. Den Putschisten war es indes offenbar gelungen, den Ausstand der Meteorologen durch Streikbrecher zu unterlaufen. So konnten die Flughäfen des Landes nach mehreren Stunden den Betrieb wieder aufnehmen.

Eine ursprünglich ebenfalls für Dienstag geplante Delegationsreise der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) nach Honduras mußte hingegen auf Druck der Putschisten verschoben werden. Am Wochenende hatte das Regime den Besuch von sechs amerikanischen Außenministern überraschend abgesagt, weil auch OAS-Generalsekretär José Miguel Insulza der Gruppe angehören sollte. Es sei »unmöglich«, die Delegation zu empfangen, solange Insulza ihr angehöre. Denn er habe die Außenminister von Ländern »ausgeschlossen«, deren Regierungen sich für die Argumente der Putschisten »offen« gezeigt hätten, erklärte die Vizeaußenministerin des Regimes, Martha Lorena Alvarado. Als »ideal« bezeichneten es die Putschisten hingegen, wenn Deutschland, Großbritannien und Brasilien eine Delegation bilden würden. Am Montag ruderte das Regime dann wieder zurück und erklärte nun, auch Insulza zu akzeptieren, wenn dieser nur als »Beobachter« teilnehme. Die OAS wollte am Dienstag (nach jW-Redaktionsschluß) entscheiden, ob sie diese Bedingung annimmt und wann sie die verschobene Reise nachgeholt wird.

Erschienen am 12. August 2009 in der Tageszeitung junge Welt