Stelldichein der Linken

In Buenos Aires ist am Mittwoch abend (Ortszeit) das 16. Treffen des Forums von São Paulo offiziell eröffnet worden. Dieser größte Zusammenschluß linker Kräfte Lateinamerikas, dem 81 Parteien, Bündnisse und Organisationen aus 19 Ländern der Region angehören, feiert in diesem Jahr seinen 20. Geburtstag.

1990 hatte die damals noch oppositionelle brasilianische Arbeiterpartei (PT) erstmals zu dem Treffen eingeladen, mit dem die linken Parteien des Kontinents auf die weltweiten Umbrüche in dieser Zeit reagieren wollten. Daran erinnerte Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva in einem von PT-Generalsekretär José Eduardo Cardozo verlesenen Schreiben. Darin erklärt Lula, daß die Veränderungen, die Lateinamerika in den vergangenen zwei Jahrzehnten erlebt hat, eng mit dem Forum verbunden seien.

Bereits vor der offiziellen Eröffnung ergriff der im vergangenen Jahr gestürzte Präsident von Honduras, Manuel Zelaya, das Wort vor den Versammelten. Das durch »betrügerische« Wahlen an die Macht gelangte Regime greife zu »Repression, Folter und Tod«, um zu verhindern, daß sich das Volk organisiert. Weiter berichtete Zelaya seinen Zuhörern, wie er sich 2006 am Rande der Amtseinführung der damaligen chilenischen Präsidentin Michelle Bachelet an Hugo Chávez gewandt und diesen wegen des Boykotts seiner Regierung durch die Großunternehmen des Landes um Unterstützung gebeten habe. »Chávez antwortete mir: Meine Freundschaft wird dir Probleme mit den Gringos bereiten. Wahrscheinlich werden sie dich stürzen.«

Wie die argentinische Tageszeitung Página/12 berichtet, haben die ebenfalls in Buenos Aires anwesenden Vertreter der honduranischen Widerstandsbewegung FNRP die fortschrittlichen Regierungen des Kontinents aufgerufen, sie »als politische Kraft« anzuerkennen. Das würde die Organisation dazu legitimieren, in ihrem Land eine verfassungsgebende Versammlung einzuberufen.

Obwohl nur die Teilnehmer aus Lateinamerika beim Forum Stimmrecht haben, nehmen auch in diesem Jahr zahlreiche Gäste aus anderen Kontinenten an den Beratungen teil. Aus Deutschland sind Vertreter der Partei Die Linke sowie der DKP nach Buenos Aires gereist. Das nächste Treffen soll im kommenden Jahr aus Anlaß des 50. Jahrestags der Gründung der Sandinistischen Befreiungsfront FSLN in Nicaraguas Hauptstadt Managua stattfinden.

Erschienen am 20. August 2010 in der Tageszeitung junge Welt