Skalpjäger des Tages: Britische Soldaten

Für Menschen- und Frauenrechte marschierten sie, gemeinsam mit ihren US-amerikanischen und deutschen Kameraden gegen die bösen, unzivilisierten, unrasierten Taliban. Für diese edle Tat der britischen königlichen Armee wollte sich auch ein schottischer Soldat das eine oder andere Andenken aus Afghanistan sichern. Und so schnitt er getöteten Gegnern die Finger ab, steckte sie ein und nahm sie mit nach Hause. Das jedenfalls berichteten am Montag britische Medien.

Ein früherer Kommandeur der Spezialeinheit SAS, Clive Fairweather, zeigte sich darüber im Guardian »schockiert«. Körperteile getöteter Feinde mitzunehmen sei ein Tabu unter den Militärs: »Es gibt nicht viele, aber das ist eines davon«.

Ist der Herr Fairweather tabutechnisch etwa nicht auf dem neuesten Stand? Erst im vergangenen Jahr machten seine US-amerikanischen Kollegen von sich reden, als sie Fingerknochen und Schienbeine, einen Zahn und einen Schädel von getöteten Zivilisten als Erinnerungsstücke einsteckten. Aber selbst diese können das Copyright für ihr Hobby nicht beanspruchen. Schon 2006 wurde bekannt, daß drei Jahre zuvor Bundeswehrsoldaten mit den Schädeln getöteter Gegner posiert hatten. Auch damals gaben die zuständigen Militärs und Politiker pflichtgemäß ihr Entsetzen zu Protokoll. Konsequenzen? Siehe oben.

Ende dieses Jahres jährt sich der Beginn des Krieges für Frauen- und Menschenrechte in Afghanistan zum zehnten Mal. Der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder erklärte 2001 im Bundestag: »Die Vereinigten Staaten von Amerika und wir als Verbündete führen keinen Krieg gegen einzelne Staaten oder Völker, und schon gar keinen gegen die islamische Welt insgesamt.« Er vergaß hinzuzufügen: nur gegen Menschen. Das Protokoll verzeichnete an dieser Stelle »Beifall bei der SPD, dem Bündnis 90/Die Grünen, der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Dr. Ilja Seifert (PDS)«.

Erschienen am 9. August 2011 in der Tageszeitung junge Welt