Schlag gegen Terrorzelle

In Caracas haben venezolanische Sicherheitskräfte am Montag (Ortszeit) eine Terrorzelle zerschlagen. Die bewaffneten Paramilitärs um den ehemaligen Offizier Óscar Pérez hatten sich offiziellen Angaben zufolge in einem Wohnhaus im Stadtviertel El Junquito verschanzt, das von einem Großaufgebot von Polizei und Nationalgarde umstellt wurde. Während man noch über ihre Kapitulation verhandelt habe, sei das Feuer auf die Polizisten eröffnet worden, teilte das Innenministerium Venezuelas in einem Kommuniqué mit, das im staatlichen Fernsehen verlesen wurde. Zwei Beamte seien getötet und fünf weitere schwer verletzt worden. Fünf Terroristen konnten demnach verhaftet werden. Eine nicht genannte Zahl von Tätern sei erschossen worden, als sie bewaffneten Widerstand gegen ihre Festnahme leisteten.

Unbestätigten Informationen zufolge soll sich unter den Getöteten auch Pérez befinden. Dieser hatte sich während des Gefechts mehrfach über den Internetdienst Instagram zu Wort gemeldet, seine Kapitulation angeboten und eine Feuereinstellung gefordert. Oppositionsvertreter äußerten daraufhin den Verdacht, die Operation habe von Anfang an auf den Tod der Terroristen gezielt. Rechtsparteien riefen für den gestrigen Dienstag zu einer Protestdemonstration im Osten der Hauptstadt Caracas auf. Es wurde jedoch nur mit einer geringen Beteiligung gerechnet.

Ein von dem früheren Offizier der Kriminalpolizei CICPC geleitetes Kommando hatte im vergangenen Juni von einem Hubschrauber aus die Gebäude des Obersten Gerichtshofs und des Innenministeriums beschossen. Auf dessen Terrasse hatte zu diesem Zeitpunkt eine Feier stattgefunden, so dass es offenbar reines Glück war, dass bei der Attacke niemand verletzt wurde. Zudem soll die Gruppe für den Überfall auf einen Stützpunkt der Nationalgarde im vergangenen Dezember verantwortlich gewesen sein, bei dem sie Kriegswaffen erbeutet hätten.

In der vergangenen Woche hatte das spanischsprachige Programm des US-Nachrichtensenders CNN Pérez in einem Interview über die Details des Anschlags im vergangenen Sommer zu Wort kommen lassen. Dabei erklärte dieser, es habe sich um »Schallgranaten« gehandelt. Zudem kündigte er einen »bewaffneten Aufstand« zum Sturz der »kriminellen Regierung« von Präsident Nicolás Maduro an. Nicht auszuschließen ist, dass dieses per Videoübertragung geführte Gespräch die Ermittler auf die Spur der Terroristenzelle gebracht hat.

Venezuelas Präsident Nicolás Maduro erklärte am Montag abend während seines jährlichen Rechenschaftsberichts vor der Verfassunggebenden Versammlung, Pérez und seine Gruppe hätten eine Autobombe vorbereitet, die vor einer »befreundeten Botschaft« zur Explosion gebracht werden sollte. Scharf attackierte er Kolumbien und dessen frühere Präsidenten Álvaro Uribe und Andrés Pastrana. Beide hätten Verbindungen zu den Terroristen gehabt und ihnen den Schutz Bogotás zugesichert. Das hätten verhaftete Mitglieder der Zelle bestätigt.

Erschienen am 17. Januar 2018 in der Tageszeitung junge Welt