Schiffeversenken des Tages: KNM Helge Ingstad

Da haben sie sich wohl etwas zu früh gefreut. Am Mittwoch hatte US-Admiral James G. Foggo noch eine positive Bilanz des gerade zu Ende gegangenen NATO-Großmanövers »Trident Juncture« in Norwegen gezogen. Man habe viel gelernt, und glücklicherweise habe es auch keine größeren Unfälle gegeben, jubelte er.

Da hat der Herr Admiral wohl vergessen, ordentlich auf Holz zu klopfen. Denn am Donnerstag morgen kollidierte in der norwegischen Gemeinde Øygarden in Hordaland die Fregatte »KNM Helge Ingstad« mit dem Tanker »Sola TS«. Das Kriegsschiff sollte sich nach dem Manöver – wo man die Jagd auf U-Boote trainiert hatte – auf den Weg nach Hause machen. Doch an der Ausfahrt eines Ölterminals kam es zum Zusammenstoß mit dem Tanker. Außerdem sei ein Schlepper, der den in Malta registrierten Tanker begleitet hatte, in den Vorfall verwickelt gewesen, teilte die staatliche Havariekommission mit.

Ziel des Manövers sollte übrigens sein, ein »Signal der Abschreckung an Russland« zu senden, wie man unverhohlen eingeräumt hatte. Na ja, da werden die Russen nun wohl mächtig eingeschüchtert sein. Wenn man die hochmodernen Kriegsschiffe mit x-beliebigen zivilen Schiffen versenken kann, spart das manche Milliarde im Verteidigungsetat.

Dem Tanker geht es übrigens gut, Umweltschäden durch auslaufendes Öl sind nicht zu befürchten. Dafür gluckerte aus der Fregatte Hubschraubertreibstoff ins Wasser. Die gute Nachricht: Das Kriegsschiff schlug leck und bekam Schlagseite. Schlepper unternahmen am Vormittag mehrere Versuche, die Fregatte aufzurichten, doch sie rutschte immer wieder auf die Seite. Livebilder im Internet zeigten auch am Donnerstag nachmittag noch, wie das graue Schiff, gemütlich auf der Seite liegend, ein Nickerchen hält und sich von den aufgeregt um es herumwuselnden Schleppern und anderen Booten nicht aus der Ruhe bringen lässt. Kriegsdienstverweigerung mal anders.

Erschienen am 9. November 2018 in der Tageszeitung junge Welt