Edmundo García

»Sie unterstützen jede Barbarei auf der Welt«

Edmundo GarcíaGespräch mit Edmundo García. Der aus Kuba stammende Rundfunkjournalist Edmundo García lebt und arbeitet in Miami (USA) und war am 25. Juli Gast der von Cuba Sí organisierten Fiesta de Solidaridad in Berlin

Venezuelas Präsident Hugo Chávez hat der US-Administration vorgeworfen, hinter der derzeitigen Kolumbien-Krise zu stecken. Washington bestreitet das…

Washington bestreitet immer alles. In Washington findest du jemanden mit einer Frau im Bett, und anstatt zu sagen: Ja, ich bin mit ihr ins Bett gegangen, heißt es dann: Ich weiß nicht, wie diese Frau hier reingekommen ist und was sie hier gemacht hat, während ich geschlafen habe.

Es ist traurig, daß zwei Brudervölker wie das venezolanische und das kolumbianische durch so einen Konflikt getrennt werden. Die USA sagen, daß die Präsenz ihrer Militärbasen in Kolumbien dazu diene, den Drogenschmuggel zu bekämpfen. Ich aber frage mich: Wo gibt es den meisten Drogenschmuggel weltweit, und wo werden die meisten Drogen konsumiert? In den USA. Und wie viele Militärbasen gibt es in den USA? Dutzende, aber keine konnte irgend etwas gegen den Drogenschmuggel ausrichten. Diese Geißel wird nicht durch Stützpunkte aufgehalten. Statt dessen haben die Basen zu einer Destabilisierung in der Region geführt, nicht nur in den Beziehungen mit Venezuela. Auch Brasiliens Präsident Lula und andere Nachbarländer sind besorgt, weil sie das an frühere Zeiten erinnert.

Was erwarten Sie von US-Präsident Obama?

Präsident Obama muß die Lateinamerikapolitik neu ausrichten. Wir haben nicht mehr die Zeit der Monroe-Doktrin, der US-Hegemonie über die Region. Ich hoffe , daß zumindest in diesem Fall kein Blut fließen wird und daß weder Kolumbien noch sonst irgendwer die Wahnsinnstat begeht, die legitime und demokratisch gewählte Regierung Venezuelas anzugreifen, wie dies im Fall von Honduras geschehen ist. Ich würde nicht sagen, Präsident Obama selbst, aber zumindest die nordamerikanische Rechte war über Miami bis an die Nasenspitze in den Putsch gegen den Präsidenten Manuel Zelaya verstrickt. Wenn die USA zur Politik der Staatsstreiche zurückkehren, werden sich die Prozesse in Lateinamerika radikalisieren. Ich habe Barack Obama von den ersten Vorwahlen an unterstützt, und ich glaube, daß er ein integerer und ehrlicher Mann ist. Aber ich glaube auch, daß er abgeschottet wird. Ich hoffe, daß er sich nicht entmachten und manipulieren läßt, wie es die Herren vom Pentagon manchmal versuchen.

Miami gilt als Hochburg von Rechtsextremisten und Terroristen…

Es gibt gute Gründe dafür, so zu denken. Über Jahrzehnte hinweg war Miami tatsächlich das weltweit wichtigste Reservoir des Terrorismus, vor allem gegen Kuba, aber auch gegen Lateinamerika und manchmal auch gegen die USA selbst. Es gibt also historische Gründe dafür, die spanischsprachige Gemeinde in Miami so zu sehen, wie du es formuliert hast. Aber in Miami gibt es einen Prozeß der Neubestimmung der eigenen Identität der Kubanoamerikaner, und dazu gehört auch die Anerkennung für Kuba wegen seiner Verteidigung der nationalen Souveränität. Was der extremen Rechten noch bleibt, ist ihr Geld, ist ihr politischer Einfluß und vor allem im Süden Floridas eine Presse, die ihr bedingungslos zu Füßen liegt.

Ihre letzte Stärke war der vorherige Präsident, der Mörder und Verbrecher George W. Bush. Über ihn konnten sie Einfluß ausüben, vor allem bei der Gesetzgebung und Verboten, aber sie können nicht mehr überzeugen.

Sie sind eine skrupellose Gemeinschaft und waren dazu in der Lage, im Jahr 2000 die Wahlen zu stehlen, den Krieg gegen den Irak zu unterstützen, eine Invasion gegen ihr eigenes Heimatland zu fordern und den Putsch in Honduras mitzuorganisieren. Wir können davon ausgehen, daß jede Barbarei, die irgendwo auf der Welt passiert, von diesen Leuten problemlos unterstützt wird.

Erschienen am 31. Juli 2010 in der Tageszeitung junge Welt